Freitag, 11. September 2020
Sollte Deutschland Flüchtlinge aus dem niedergebrannten Lager Moria abholen? Und wenn ja, unter welchen Bedingungen? Politiker debattieren, aber was denken die Menschen im Land? Eine schnelle Abstimmung im Namen von ntv zeigt eine große Offenheit für Integration.
Die Bilder der Überreste des Rauchens aus dem ehemaligen Flüchtlingslager Moria in Griechenland zwingen die Europäer, eine Frage zu beantworten, die sie bisher weitgehend unterdrückt haben: Was wird mit den rund 12.000 Menschen geschehen, die dort lebten? In Deutschland fordern einige die Aufnahme möglichst vieler Migranten.
Und es trifft sicherlich auf große Offenheit im Land, wie eine kurze Umfrage von Forsa im Auftrag von ntv zeigt. Immerhin ist die Hälfte der Deutschen (50 Prozent) der Meinung, dass Deutschland zusammen mit anderen willigen EU-Ländern Flüchtlinge aus dem niedergebrannten Flüchtlingslager Moria aufnehmen sollte. Dies ist besonders beliebt bei Anhängern der Grünen und der Linkspartei.
Dies geht aus der repräsentativen Umfrage hervor, die das Wahllokal am Donnerstag unter 1002 Befragten durchgeführt hat. Ein Drittel der Befragten gewöhnt sich jedoch seltener an die Vorstellung, dass nur eine „Koalition der Willigen“ Flüchtlinge aufnimmt. 34 Prozent würden Asyl nur akzeptieren, wenn es eine Verteilung in ganz Europa gäbe. Nur eine Minderheit (15 Prozent) ist generell gegen Akzeptanz.
Schafft eine Aufnahme einen Anreiz?
Mehrere Bundesländer und Gemeinden hatten bereits vor einigen Monaten angeboten, Flüchtlinge aufzunehmen. Aber zuerst müssen Bundesregierung und Innenminister Horst Seehofer zustimmen. Der CSU-Politiker zögerte bislang – mit Ausnahme der 400 Minderjährigen, die nach Frankreich und Deutschland reisen dürfen. 60 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Bundesregierung Angebote von willigen Bundesländern und Gemeinden annehmen sollte, 34 Prozent sind dagegen. Die Zustimmung ist im Westen (62 Prozent) höher als im Osten (49 Prozent).
Die Parteien diskutieren, ob eine einmalige Aufnahme von Flüchtlingen zu einer Zunahme der Zahl der nach Europa eilenden Menschen führen könnte. 59 Prozent der Bürger glauben, dass dies die Folge sein könnte, ein Drittel (33 Prozent) glaubt es nicht.
Die EU-Länder kämpfen seit Jahren für einen koordinierten Flüchtlingskurs. Nur 11 Prozent der Bürger glauben, dass sich die EU in den nächsten Jahren auf eine gemeinsame Flüchtlingspolitik einigen kann. Die überwiegende Mehrheit (82%) geht jedoch davon aus, dass die EU diese Herausforderung in absehbarer Zeit nicht bewältigen kann. Am pessimistischsten sind die Befürworter der FDP und der AfD.
Die Migrationspolitik der Bundesregierung hat in den letzten fünf Jahren die politische Stimmung entscheidend beeinflusst. Ein Drittel der Bürger (37 Prozent) ist mit der Flüchtlingspolitik der Großen Koalition sehr oder etwas zufrieden. 39 Prozent sind ziemlich unzufrieden und 22 Prozent sind sehr unzufrieden. Ostdeutsche sind häufiger unzufrieden als Westdeutsche. Auch die Befürworter der FDP und der AfD sind überdurchschnittlich unzufrieden.
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