Donnerstag, 24. September 2020
Christof Gramm muss seinen Posten im militärischen Spionageabwehrdienst räumen. Es wird von Berlin gesagt, dass er im gegenseitigen Einvernehmen abreisen wird. Hinter den Kulissen ist jedoch Verteidigungsminister Kramp-Karrenbauer maßgeblich für die Entscheidung verantwortlich.
Der Präsident des Militärischen Nachrichtendienstes (MAD), Christof Gramm, wird ersetzt. Die deutsche Presseagentur in Berlin hat erfahren, dass Gramm einvernehmlich abreisen wird. Das Ministerium informierte die Bürgermeister im Bundestag über den Schritt, den Reformprozess in der MAD und der Bundeswehr nach einer Reihe rechtsextremistischer Vorfälle voranzutreiben.
Wie „Spiegel“ berichtet, befasst sich das Personal hauptsächlich mit Katastrophen bei der Verfolgung rechtsextremer Soldaten. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer soll entschieden haben, dass Gramm gehen soll. Deshalb ging der CDU-Chef tagsüber zum MAD-Hauptquartier in Köln, um ein langes Gespräch mit Gramm zu führen.
Christof Gramm ist Rechtsanwalt und seit 2015 Präsident von MAD. Das Ministerium sagte, Kramp-Karrenbauer habe „mit seiner Zustimmung beschlossen, Dr. Christof Gramm nächsten Monat von seiner Arbeit zu entlassen“, sagte ein Sprecher. „Er wird vorübergehend in den Ruhestand versetzt. Ein Nachfolger wird bald eingesetzt.“
Im Kampf gegen Rechtsextremismus in der Bundeswehr spielt MAD eine herausragende Rolle. Eine seiner Aufgaben ist es, „extremistische Tendenzen frühzeitig zu erkennen und die beteiligten Personen und mögliche Netzwerkstrukturen vollständig zu identifizieren und offenzulegen“, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Zu diesem Zweck wird MAD kontinuierlich modernisiert und weiterentwickelt. Die Netzwerkanalyse und die intensive Zusammenarbeit mit anderen Behörden gehörten ebenso dazu wie die Erneuerung der Organisation, der Arbeitsmethoden und des Personals.
„Der neue Bereich sollte auch für die Mitarbeiter sichtbar gemacht werden“
Die im Oktober 2019 eingeleiteten MAD-Reformen haben bereits Ergebnisse gezeigt. Im vergangenen Jahr wurden dank der Arbeit von MAD ernsthafte Probleme geklärt. Der MAD-Präsident „initiierte und begleitete diese Änderungen und erzielte in den letzten Jahren erhebliche Verbesserungen in der Organisation und den Arbeitsmethoden“. „Ein wichtiges erstes Ziel wurde erreicht“, sagte der Sprecher. Kramp-Karrenbauer und Gramm sind sich einig, dass die bevorstehende Umsetzung von Reformen und die Modernisierung von MAD eine neue Phase darstellt, „die zusätzliche Anstrengungen und Dynamik erfordert“. „Dieser neue Bereich muss personell sichtbar gemacht werden“, sagte der Sprecher.
Es wurde bereits berichtet, dass der Geheimdienst der Bundeswehr bei der Suche nach Extremisten enger mit dem Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) und dem Bundeskriminalamt (BKA) zusammenarbeiten sollte. Das Verteidigungsministerium hofft, dass die militärische Spionageabwehr „aggressiver und effizienter“ funktioniert, berichtete der Spiegel am Mittwoch.
Unter Berufung auf ein „Verschlusssachen“ schrieb das Magazin, dass die Leiter der drei Büros Mängel in der vorherigen Zusammenarbeit festgestellt hätten. Es gab „Defizite in der Vergangenheit“ bei der Übermittlung von Informationen zwischen MAD und BfV, heißt es in der Zeitung. Was jetzt benötigt wird, ist eine „optimal koordinierte und kooperativere Zusammenarbeit“ zwischen den drei Behörden.
Spiegel zufolge haben die Präsidenten des BfV, des BKA und des MAD ein Maßnahmenpaket beschlossen, um die Ermittler des Extremismus zusammenzubringen. MAD sollte künftig im Gemeinsamen Zentrum für die Verteidigung von Extremismus und Terrorismus (GETZ), dem BKA Coordinated Internet Assessment (KIA), vertreten sein. Darüber hinaus sind regelmäßige „strategische und operative“ Diskussionen auf allen Ebenen und eine gemeinsame Ausarbeitung von Themen durch MAD und BfV geplant.
MAD muss auch technisch aktualisiert werden, schreibt das Magazin. Geplant ist eine Verbindung zum Geheimdienstinformationssystem (NADIS), über die die Geheimdienste Wissen austauschen. Bisher konnte MAD nur auf dem System lesen, aber seine Informationen nicht in das System einspeisen.
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