BERLIN (Reuters) – Deutschlands Mitte-Links-Kandidat Olaf Scholz will Europas größte Volkswirtschaft in einer Koalitionsregierung mit den linken Grünen führen, obwohl Umfragen darauf hindeuten, dass er die Unterstützung Dritter braucht, um eine stabile Mehrheit im Parlament zu erreichen.
Scholz und seine Sozialdemokraten (SPD) haben vor der Bundestagswahl am 26. September einen Fünf-Punkte-Vorsprung vor den Konservativen von Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffnet und mehrere Koalitionsoptionen und außerordentlich komplizierte Verhandlungen versprochen.
„Ich würde gerne mit den Grünen regieren“, sagte Scholz am Sonntag dem Tagesspiegel und fügte hinzu, dass sich die Politikvorschläge beider Parteien überschneiden.
SPD und Grüne wollen beide den nationalen Mindestlohn von 12,60 Euro auf 12 Euro pro Stunde erhöhen, die Steuern für Superreiche erhöhen und den Umstieg auf erneuerbare Energien beschleunigen, um die Klimaziele zu erreichen. Beide unterstützen auch eine engere europäische Integration.
Da Merkel nach der Wahl in den Ruhestand gehen will, deutet der Wechsel aus ihrem konservativen Block unter ihrem Spitzenkandidaten Armin Laschet nach 16 Jahren im Amt und vier nationalen Wahlsiegen in Folge auf einen bemerkenswerten Rückgang hin.
Um seinen Fahnenkampf wieder aufzunehmen, bot Laschet am Freitag ein vielfältiges „Team der Zukunft“ an und griff Scholz an, weil er eine Koalition mit der linken Linkspartei nicht ausschloss. Konservative sagen, eine solche rot-grün-rote Koalition würde einen großen Abstoß vom zentralen Mainstream Deutschlands bedeuten.
Scholz wies die Vorwürfe zurück und distanzierte sich von der Linken, die seiner Meinung nach nicht für die Regierung geeignet sei, solange die Partei nicht klar für das Militärbündnis der Nato, die transatlantische Partnerschaft mit den USA und solide Staatsfinanzen stehe.
„Diese Auflagen sind nicht verhandelbar“, sagte Scholz.
Die aktuelle Insa-Umfrage der Bild am Sonntag beziffert Scholzs SPD auf 25 % und Laschets CDU/CSU-Block auf 20 %. Die Grünen waren 16, die wirtschaftsfreundliche FDP 13 %, die rechtsextreme AfD 12 % und die Linke 7 %.
Damit würde Scholz‘ favorisierte Koalition mit den Grünen nicht genügend Stimmen bekommen und bräuchte die Unterstützung der CDU/CSU, der FDP oder der Linken. Alle Parteien schließen eine Koalition mit der rechtsextremen AfD aus.
(Berichterstattung von Michael Nienaber; Redaktion von Emelia Sithole-Matarise)
+ There are no comments
Add yours