Wenn Abgeordnete Polizisten begrüßen, bleibt die AfD sitzen
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Als Rechtsextremisten versuchten, in den Reichstag einzudringen, schützten zunächst nur wenige Polizisten das Gebäude. Drei von ihnen dankten den Mitgliedern des Bundestages mit Standing Ovations – nur nicht den AfDs.
D.Die Szenen vor anderthalb Wochen sind für viele Menschen immer noch sehr präsent: Die Demonstranten stießen beim Reichstag zuerst auf Barrieren und stiegen dann die Treppe des Gebäudes hinauf. Anfangs waren nur wenige Polizisten gegen die brüllende Menge – drei von ihnen waren am Mittwoch Gäste im Bundestag.
Die Abgeordneten dankten den Beamten, die gegen die Fortschritte der Demonstranten waren. Es gab anhaltenden Applaus und Standing Ovations für die Polizisten, die die Sitzung von den Tribünen im Plenarsaal aus beobachteten. Nur die Mitglieder der AfD blieben sitzen.
Die FDP kritisierte unter anderem das Verhalten des Fraktionsvorsitzenden Christian Lindner und des CDU-Mitglieds Johannes Steiniger AfD auf Twitter. „Sie sind keine konstitutionellen Patrioten“, schrieb Lindner an die Fraktion um Alice Weidel und Alexander Gauland.
„Zu Ehren und danke für Ihren schwierigen Service sind wir gerade gekommen“, schrieb Steiniger gegen die Polizei. Und drängte auf: „AfD war dort, wo es ist.“
Bundespräsident Wolfgang Schäuble (CDU) sagte auf dem Treffen: „Die Polizei braucht unsere Unterstützung und sie hat sie verdient.“ Er forderte, das Haus vor Missbrauch zu schützen. Das Reichstagsgebäude stehe sowohl für die parlamentarische Tradition Deutschlands als auch für das Feuer zur Zerstörung der Demokratie, sagte Schäuble bei der Eröffnung der Plenarsitzung in Berlin am Mittwoch. Heute ist es der Sitz des Bundestages und damit das Symbol der freien Demokratie: „Und deshalb muss es heilig sein.“
Seit den Unruhen wurden neue Sicherheitsmaßnahmen für den Bundestag diskutiert. Schäuble äußerte sich nicht zu bestimmten Überlegungen, betonte jedoch, dass das Haus nicht als einfacher Hintergrund missbraucht werden dürfe. Dies gilt für alle Versuche, „das Haus auffallend zu nutzen, sei es mit Fahnen, Broschüren oder Bannern“. Es sollte nicht nach Inhalten unterschieden werden, sagte er.
Rechtsextremisten und Bürger hatten mit schwarz-weiß-roten Reichsflaggen die Treppe zum Reichstagsgebäude erreicht. Es waren aber auch andere Flaggen zu sehen. Nach Angaben der Polizei waren etwa 300 bis 400 Personen an der Aktion beteiligt.
In Bezug auf die Demonstration sagte Schäuble, dass es „Grenzen des Anstands“ gibt, inwieweit Extremisten Sie instrumentieren können. Solche Szenen sollten nicht wiederholt werden. Das Demonstrationsrecht ist ein wertvolles Gut, muss aber verantwortungsbewusst eingesetzt werden. Das staatliche Machtmonopol sollte nicht in Frage gestellt werden, sagte Schäuble auch im Hinblick auf linksradikale Unruhen in Leipzig.
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