Ein Slogan, der es auf den Punkt brachte: „Alle reden über Deutschland. Wir reden über das Wetter.
Die provokative Botschaft – selbst eine Umkehrung des Titels von a Versuch von der Gründerin der Terrorgruppe Rote Armee Fraktion, Ulrike Meinhof („Alle reden über das Wetter. Das machen wir nicht“) – stand im Zentrum des Wahlkampfes der bundesdeutschen Grünen 1990, wurde aber selten mehr wahrgenommen aktueller denn je, als die Hochwasserkatastrophe in Westdeutschland knapp zwei Monate vor der Bundestagswahl extreme Wetterereignisse in den Mittelpunkt der nationalen Debatte gerückt hat.
Und doch sind die deutschen Grünen im Juli 2021 besonders vorsichtig, wenn es darum geht, den Klimanotstand explizit mit den Wetterbedingungen zu verbinden, die landesweit Städte verwüstet und mindestens 164 Menschen das Leben gekostet haben.
Annalena Baerbock, die Kanzlerkandidatur der Grünen, hatte in der vergangenen Woche ihren Sommerurlaub für einen Besuch in der betroffenen Region verkürzt, weigerte sich aber, Filmteams mitzunehmen. Dessen Co-Vorsitzender Robert Habeck schickte eine Videobotschaft aus Norddeutschland: „Jetzt ist die Zeit für Retter und nicht für Politiker wie mich, die ihnen nur im Weg stehen würden.
Ein Grünen-Abgeordneter, Konstantin von Notz, postete am Mittwoch auf Twitter ein Foto von umgestürzten Autos inmitten von Hochwasser und Trümmern, kritisierte die Zurückhaltung anderer Parteien bei Maßnahmen zur CO2-Reduktion und beharrte darauf, dass nur seine Partei den Klimaschutz „zum Priorität Nummer eins“. Innerhalb von 24 Stunden löschte Von Notz seinen „kontroversen Tweet“ und entschuldigte sich dafür.
Als Baerbock schließlich am Montag dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel ein Interview gab, nannte sie die „ambitionierten Klimaschutzmaßnahmen“ nur als dritten von drei Schritten, die zur Bewältigung der Situation notwendig sind: Zentralisierung des Katastrophenmanagements des Landes und Anpassung der Ebenso wichtig sei die Gestaltung deutscher Städte und Wasserstraßen zur Vorbereitung auf künftige Überschwemmungen.
Strategisches Denken beruht auf der Erwartung, dass die Wähler ihren eigenen Zusammenhang zwischen zunehmenden Unwetterereignissen und einer langfristigen Klimakrise herstellen. Den Link explizit zu machen würde den Grünen den Vorwurf machen, eine Katastrophe zu politisieren, bevor die Leichen der Toten geborgen wurden, und mit seinem Image als Besserwisser-Party, eine Besserwisser-Gruppe.
Und wenn sein Slogan „Wir reden über das Wetter“ 2021, im Jahr der deutschen Wiedervereinigung 1990, ankommen mag, spielte er bei den Wählern eine desaströse Rolle. Nur durch ein Bündnis mit Umweltgruppen aus dem ehemaligen Osten sind die Grünen im Bundestag präsent.
Seit Baerbock und Habeck 2018 den Parteivorsitz übernommen haben, haben die Grünen hart daran gearbeitet, eine Partei zu finden, die nicht nur über das Wetter, sondern auch über Deutschland redet. Im die Plakatkampagne zu dieser Wahl, die Anfang des Monats ins Leben gerufen wurde, tun sie alles, um Wähler zu beeinflussen, die befürchten, dass eine radikale Politik der Wirtschaft schadet: „Wirksamer Klimaschutz: Arbeitsplätze sichern“, auf einem Plakat stand „Wirtschaft und Klima ohne Krise“ auf einem anderen.
Nachdem die Grünen nach dem Start ihrer Kampagne im April kurzzeitig die Christlich Demokratische Union (CDU) von Angela Merkel und ihren designierten Nachfolger Armin Laschet auf Platz eins überholt haben, hat sich die Umweltpartei in den letzten Wochen nur schwer um den Aufstieg gekämpft die erste Reihe. Fuß, behindert durch lange öffentliche Debatten über Baerbocks Qualifikationen und plagiierte Passagen in einem Sachbuch, das seinen Namen trägt.
Die Hoffnung im Lager der Grünen ist, dass die Ereignisse der vergangenen Woche die Dynamik des Wahlkampfkurses verändern und seine Kandidatin endlich ihre Stärken ausspielen lassen können. Selbst dann glauben nur wenige Grüne-Anhänger, dass ihre Partei den 10-Punkte-Abstand zu den Christdemokraten schließen kann.
In der deutschen Nachkriegsgeschichte haben Überschwemmungen oft politische Karrieren gemacht oder neu gemacht – wenn diese Politiker dann die Hebel der Macht in der Hand hatten. Die entscheidende Bewältigung des Hamburger Hochwassers 1962 schärfte das Profil des damaligen Innensenators der Stadt und späteren Bundeskanzlers Helmut Schmidt. Im Jahr 2002 riss die Führung des scheidenden Bundeskanzlers Gerhard Schröder bei der Flut der Oder der weithin erwarteten Niederlage gegen die Tories einen Monat später den Sieg aus dem Rachen.
In Zeiten nationaler Krisen können Oppositionsparteien, wie die Grünen wissen, nur hinter den Kulissen warten, wenn die Exekutive in Regenstiefeln über die überschwemmten Ebenen streift, und hoffen, dass ihre Gegner dabei schrumpfen statt steigen.
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