Deutschland plant, die Regeln für stark von China abhängige Unternehmen zu verschärfen

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BERLIN, 19. November (Reuters) – Das deutsche Außenministerium plant, die Regeln für Unternehmen zu verschärfen, die stark in China exponiert sind, um sie dazu zu bringen, mehr Informationen offenzulegen und möglicherweise Stresstests für geopolitische Risiken durchzuführen, heißt es in einem vertraulichen Dokumententwurf, der von Reuters eingesehen wurde.

Die vorgeschlagenen Maßnahmen sind Teil einer neuen Geschäftsstrategie gegenüber China, die die Regierung von Bundeskanzler Olaf Scholz ausarbeitet, um die Abhängigkeit von der asiatischen Wirtschaftsmacht zu verringern.

„Ziel ist es, die Anreizstruktur für deutsche Unternehmen mit marktwirtschaftlichen Instrumenten so zu verändern, dass die Reduzierung der Exportabhängigkeit attraktiver wird“, heißt es in dem Dokument, das die Chemie- und die Automobilindustrie herausgreift.

Ein Sprecher des Außenministeriums lehnte eine Stellungnahme ab.

Das vom Auswärtigen Amt unter Federführung von Annalena Baerbock von den Grünen erarbeitete Konzept muss noch von anderen Ministerien abgesegnet werden. Eine endgültige Entscheidung über die China-Strategie wird Anfang nächsten Jahres erwartet.

Enge Handelsbeziehungen verbinden Asien und die größten Volkswirtschaften Europas, wobei die rasche Expansion Chinas und die Nachfrage nach Deutschlands Autos und Maschinen das eigene Wachstum in den letzten zwei Jahrzehnten befeuert haben. China ist seit 2016 Deutschlands größter Handelspartner.

Die Beziehung wurde jedoch seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar auf den Prüfstand gestellt, der zum Ende einer jahrzehntelangen Energiebeziehung mit Moskau führte und zahlreiche Unternehmen dazu veranlasste, ihre lokalen Geschäfte aufzugeben.

„Diesen Fehler dürfen wir nicht wiederholen. Dafür sind Politik und Unternehmen verantwortlich“, heißt es in dem Dokument.

Zu den in dem 65-seitigen Papier skizzierten Schritten, von denen einige bereits berichtet wurden, gehört eine Verschärfung der Regeln für in China tätige Firmen, um sicherzustellen, dass geopolitische Risiken berücksichtigt werden.

„Wir beabsichtigen, besonders gegenüber China exponierte Unternehmen zu verpflichten, relevante China-bezogene Entwicklungen und Zahlen zu spezifizieren und zusammenzufassen, beispielsweise in Form einer separaten Meldepflicht, basierend auf bestehenden Offenlegungspflichten“, heißt es in dem Dokument.

„Auf dieser Basis werden wir evaluieren, ob betroffene Unternehmen regelmäßig Stresstests durchführen sollten, um chinaspezifische Risiken frühzeitig zu erkennen und Gegenmaßnahmen einzuleiten.“

Investitionsgarantien werden einer stärkeren Prüfung unterzogen, um die Umweltauswirkungen, Beschäftigungs- und Sozialstandards zu berücksichtigen und Zwangsarbeit in der Lieferkette zu vermeiden, heißt es in dem Dokument. Um Konzernrisiken zu vermeiden, sollten Investitionsgarantien auf 3 Milliarden Euro pro Unternehmen und Land begrenzt werden, fügte sie hinzu.

Die Regierung plant auch, Exportkreditgarantien zu verschärfen, um unerwünschten Technologietransfer zu vermeiden, insbesondere sensible Dual-Use-Technologien und solche, die zur Überwachung und Unterdrückung verwendet werden können, heißt es in dem Dokument.

Die neue Strategie, die von den Grünen in der Koalition von Sozialdemokrat Scholz, aber auch von den wirtschaftsfreundlichen Freien Demokraten stark vorangetrieben wurde, markiert eine Abkehr von der Berliner Politik unter der ehemaligen konservativen Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Berichterstattung von Andreas Rinke Schreiben von Madeline Chambers Redaktion von Ros Russell

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Jochen Fabel

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