Die 20 größten Fleisch- und Milchunternehmen der Welt sind für mehr Treibhausgasemissionen verantwortlich, als die Volkswirtschaften Deutschlands oder Großbritanniens produzieren, hieß es am Dienstag in einem Bericht.
Der „Fleischatlas“ ist eine jährliche Zusammenfassung wissenschaftlicher und offizieller Daten zu Fleischproduktion und Fleischkonsum, erstellt von der Forschungs-NGO Heinrich-Boll-Stiftung und Friends of the Earth Europe.
Es berechnet solide 932 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent-Emissionen von großen Milch- und Fleischunternehmen, von denen mehr als ein Viertel der brasilianische multinationale Konzern JBS ist.
Ebenso lagen die Gesamtemissionen Deutschlands bei knapp über 900 Millionen Tonnen, während Frankreich und Großbritannien jeweils knapp die Hälfte emittiert haben.
Ein UN-Bericht schreibt 14,5 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen der Tierhaltung zu, und der Bericht vom Dienstag stellt fest, dass die Nachfrage nach Fleisch steigt.
Es wird geschätzt, dass jedes Jahr 75 Milliarden Tiere geschlachtet werden, um 325 Millionen Tonnen Fleisch zu produzieren – wobei die OECD bis 2029 einen Anstieg von 40 Millionen Tonnen prognostiziert.
„Es ist viel zu viel, die Grenzen unseres Planeten zu respektieren“, sagte Mitautorin der Studie Christine Chemnitz auf einer Pressekonferenz.
Neben den Emissionen von Nutztieren hebt der Bericht die zunehmenden Umweltauswirkungen verwandter Ressourcen wie Sojabohnen, die als Tierfutter verwendet werden, hervor.
Rund 1,2 Millionen Quadratkilometer – eine Fläche dreimal so groß wie Deutschland – seien bereits dem Sojabauern gewidmet, sagte Chemnitz, mehr als 90 Prozent davon werden als Viehfutter genutzt.
Diese steigende Nachfrage treibt die Entwaldung voran und bedroht die Biodiversität, da Land gerodet wird, um Platz für Feldfrüchte zu schaffen, heißt es in dem Bericht.
Es erhöht auch die Nachfrage nach Pestiziden.
Die besten Sojabohnenexporteure Brasilien und die USA sind die größten Importeure von Pestiziden, die vom Wächter Pesticide Action Network als „sehr gefährlich“ eingestuft werden.
Der „Fleischatlas“ schätzt, dass die für 2030 gesetzten UN-Ziele für eine nachhaltige Entwicklung nicht erreicht werden können, wenn die Produktion unter den aktuellen Bedingungen weiterläuft und das prognostizierte Tempo ansteigt.
Auch das Berlin-Institut hat junge Menschen in Deutschland befragt und festgestellt, dass 70 Prozent bereit sind, für Fleisch nach strengen Umwelt- und Arbeitsstandards mehr zu zahlen.
Aber Chemnitz sagt, die Regierungspolitik müsse noch reagieren.
„Kein Land der Welt hat eine Strategie, um die Fleischproduktion oder den Fleischkonsum ambitioniert zu reduzieren“, sagte sie.
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