Der deutsch-niederländische Netzbetreiber TenneT angewiesen Siemens Energie Bereitstellung von drei Netzstabilisierungssystemen für das deutsche Stromnetz. Solche Lösungen sind notwendig, weil konventionelle Kraftwerke nicht nur Strom erzeugen, sondern (über ihr physikalisches Verhalten) auch automatisch das Netz stabilisieren.
Da im Rahmen der Energiewende immer mehr konventionelle Kraftwerke vom Netz gehen und durch Strom aus dezentralen erneuerbaren Energiequellen ersetzt werden, müssen Übertragungsnetzbetreiber alternative Lösungen finden, um mehr Energie zu transportieren und gleichzeitig die Gesamtstabilität zu wahren.
Zwei der drei Systeme sind Synchronkondensatoren. Ein Synchronkondensator besteht im Wesentlichen aus einem Generator und einem Schwungrad. Der Generator versetzt das Schwungrad in Rotation. Dadurch wird kinetische Energie gespeichert, die dann beispielsweise bei Bedarf Wirkleistung zur Stabilisierung ins Netz einspeisen kann. Siemens Energy baut den Synchronkondensator in Großkrotzenburg (Hessen) und Würgassen (Nordrhein-Westfalen). TenneT modernisiert derzeit das Umspannwerk in Würgassen und in den Folgejahren Großkrotzenburg, um sie als wichtige Netzknoten für die Energiewende fit zu machen.
Die dritte der drei Lösungen ist eine technologische Premiere: das weltweit erste Blindleistungskompensationssystem mit Superkondensatoren (Static Var Compensator Frequency Stabilizer; kurz SVC PLUS FS). Es wird Kurzzeitspeicher in Form von Superkondensatoren verwenden. Die Superkondensatoren sind in der Lage, Schwankungen der Netzfrequenz entgegenzuwirken, indem sie sich entweder kurzzeitig aktiv aufladen und so bis zu 200 Megawatt aus dem Netz entnehmen oder die gespeicherte Leistung ins Netz einspeisen.
Dadurch kann der SVC PLUS FS wesentlich schneller auf Schwankungen im Netz reagieren als herkömmliche Batteriespeicherlösungen. Es benötigt auch ein Drittel des Platzes. Siemens Energy baut die Lösungen im niedersächsischen Mehrum. Das Bundesland produziert mit Abstand die meiste Windenergie an Land in Deutschland, und gerade hier ist der Netzausbau eine wichtige Voraussetzung für eine zuverlässige Stromversorgung.
Die Inbetriebnahme der drei Anlagen ist für 2025 geplant. Tim Holt, Mitglied des Vorstands von Siemens Energy: „Die größte Stärke des europäischen Stromnetzes ist seine Widerstandsfähigkeit. Es garantiert Versorgungssicherheit, die auch Wohlstand garantiert. Dafür zu sorgen.“ Damit dies auch in Zukunft so bleibt, sind Investitionen in die Netzstabilität enorm wichtig.
„Auch hier darf keine Zeit verloren werden, denn bei der Energiewende geht es nicht nur darum, fossile Brennstoffe durch erneuerbare Energien zu ersetzen. Schließlich muss Strom auch zuverlässig in die Steckdosen der Verbraucher geliefert werden. Das ist auch die Motivation hinter diesem Projekt .“
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