D.Die Banken und Sparkassen in Deutschland versuchen vergeblich, den Zufluss von Einlagen abzuwehren. Sie geben das negative Interesse weiter, das sie bekommen europäische Zentralbank (EZB) müssen für ihre dort gehaltenen Mittel an Unternehmen und zunehmend an Privatkunden zahlen. Sie lassen sich davon jedoch nicht abschrecken, obwohl in einigen Fällen die Grenzen, innerhalb derer sie Zinsen zahlen müssen, bereits auf 10.000 Euro gesunken sind. Der Genossenschaftsverband, der mit 360 verbundenen Volks- und Raiffeisenbanken der größte Wirtschaftsprüferverband im genossenschaftlichen Finanznetz ist, meldete am Freitag einen „drastisch beschleunigten Zufluss von Einlagen“.
Die außergewöhnliche Situation durch Corona hat zu einem Anstieg der Einlegesohle mit 20,6 Milliarden bis 374,0 Milliarden Euro. Damit liegt das Wachstum von 5,8 Prozent bereits über dem Gesamtwert von 5,4 Prozent im Jahr 2019, so der Verband in Frankfurt. Dies bestätigt die Erwartung, dass die deutsche Sparquote, die im Vergleich zu anderen europäischen Ländern bereits hoch ist, im Jahr 2020 steigen wird.
Trotz der extrem niedrigen Zinsen beträgt der Anstieg des täglichen Geldes sogar 9,8 Prozent auf 269,3 Milliarden Euro. „Dies spricht für eine hohe Priorität der Sicherheit und Liquidität der Verbraucher, aber auch für eine Zurückhaltung bei den Ausgaben“, sagte der Vorsitzende des Verbandes, Ingmar Rega, über die Entwicklung. Der Anteil der sichtbaren Einlagen an den gesamten Einlagen beträgt nach dem dritten Quartal 72 Prozent gegenüber 69,4 Prozent Ende 2019.
Mehr als 300 Banken mit negativen Zinssätzen
Die Statistik der Bundesbank zeigt für den Zeitraum von Anfang des Jahres bis Ende Juli einen Anstieg der Sichteinlagen im deutschen Bankensektor um mehr als 8 Prozent auf 2,55 Milliarden Euro. Bei den Großbanken wie der Deutschen Bank, der Commerzbank und der Hypo-Vereinsbank stiegen sie um 6 Prozent, bei den Sparkassen um 8 Prozent und bei der Volksbank und den Raiffeisenbanken um gut 7 Prozent.
In der Zwischenzeit hat die Welle der Negativzinsen, die derzeit in Richtung Sparer rollt, in den letzten Wochen erheblich an Dynamik gewonnen. Allein im Oktober haben mehr als 20 Banken und Sparkassen eine sogenannte Depotgebühr für private Einlagen auf das Tages- oder Girokonto eingeführt, berichtet das Vergleichsportal Biallo. Insgesamt gibt es mittlerweile in Deutschland mehr als 300 Institute mit einer Depotgebühr für Kundeneinlagen, von denen 214 auch im Privatkundenbereich tätig waren.
Das ist meistens so Negatives Interesse identisch mit dem negativen Einlagensatz der Europäischen Zentralbank von minus 0,5 Prozent pro Jahr. Es gibt aber auch eine Handvoll Banken, die mehr verlangen. Das Institut mit den höchsten negativen Zinsen ist derzeit die Bank 1 Saar, eine Genossenschaftsbank von Saarbrücken. Für Einlagen in Höhe von 10.000 Euro, die nach dem 27. März 2020 eröffnet wurden, berechnen sie 0,75 Prozent pro Jahr. Für Konten, die vor dem 27. März bestanden, beträgt der negative Zinssatz 0,5 Prozent bei einer Wertberichtigung von 250.000 Euro pro Konto.
Nach Angaben des Genossenschaftsverbandes wurde im zweiten Quartal mit durchschnittlich 4 Milliarden Euro pro Monat ein Höhepunkt des Mittelzuflusses erreicht. Damit betrug die Veränderung gegenüber dem ersten Quartal – während der Abschlussphase – 3,4 Prozent. Im ersten Quartal waren es nur 0,5 Prozent. „Neben dem Vorsorgemotiv gibt es wahrscheinlich einen weiteren Grund dafür, dass die Möglichkeiten, Geld für Konsum oder Reisen auszugeben, aufgrund der Einschränkungen des öffentlichen Lebens bei der Bekämpfung der Ausbreitung des Virus relativ gering waren“, spekuliert der Verband.
Der CEO, Rega, erwartet angesichts rückläufiger Wachstumsprognosen für das vierte Quartal einen stabilen, wenn nicht sogar beschleunigten Zufluss. Er wies darauf hin, dass Sparer Kompromisse bei der Rentabilität ihres Anlageverhaltens akzeptieren würden, und erinnerte an die Vorteile einer breiteren Diversifizierung, beispielsweise durch Sicherheitseinsparungen.
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