Frankfurt Jeder, der zur privaten Krankenversicherung (PKV) wechselt, sollte sich bewusst sein, dass dies oft eine Lebensentscheidung ist. Es ist daher sinnvoll, mehr über die zukünftige Versicherungsgesellschaft zu erfahren.
Bei der Auswahl der Versicherung achten die Verbraucher in der Regel in erster Linie auf die angebotenen Dienstleistungen und den Preis. Gleichzeitig sind die Kennzahlen des Unternehmens eine wichtige Qualitätsfunktion, sagt Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter von Franke und Bornberg: „Sie zeigen, ob das Versicherungsunternehmen in den letzten Jahren verantwortungsbewusst und zukunftsorientiert funktioniert hat.“
In der Koronapandemie, die das Gesundheitswesen vor große Herausforderungen stellt, und in einem Niedrigzinsumfeld wird die finanzielle Situation des Versicherungsunternehmens als Auswahlkriterium wichtig.
Der vom Forschungshaus veröffentlichte aktuelle Kartenbericht „Bilanzklassifizierung für die private Krankenversicherung 2019“ hat sich daher die Zahlen der privaten Krankenkassen genauer angesehen. Die Analysten untersuchten insgesamt zehn Kennzahlen wie die Nettorendite, die Rentabilitätsquote des Versicherungsunternehmens sowie die Verwaltungs- und Geschäftskosten und kombinierten diese zu einer Gesamtbewertung. Eines der Ergebnisse: Verbraucher sollten sich bei der Auswahl eines Versicherungsunternehmens nicht auf einzelne Kennzahlen konzentrieren, sondern den Gesamteindruck betrachten.
Ein Blick auf den Spitzenreiter in der Rangliste zeigt, warum es Sinn macht: Alte Oldenburger erzielte im Zeitraum 2015 bis 2019 das beste Gesamtergebnis unter den privaten Krankenkassen. In Bezug auf die einzelnen Bilanzinformationen lag die Versicherungsgesellschaft in beiden Fällen weit vorne, erreichte jedoch nie die Spitzenposition .
Insgesamt erreichte das Unternehmen jedoch 262 von maximal 300 Punkten, was zu dem ersten Platz in der Bilanzbewertung unter 28 befragten Versicherungsunternehmen führte. Neben Alte Oldenburger bewerteten Analysten LVM und R + V sowie Signal Iduna, Provinzial, Hallesche und Universa mit „mmm“.
Versicherungsunternehmen verlieren Kunden
Für Versicherungsunternehmen ist es jedoch nach wie vor schwierig, neue Kunden für eine umfassende Krankenversicherung zu gewinnen. Während sich eine private Krankenversicherung für Beamte in der Regel lohnt, sind andere Zielgruppen wie leistungsstarke Mitarbeiter und Freiberufler zunehmend skeptisch, ob sie sich die langfristigen Beiträge leisten können. Laut Map-Report konnten 2019 nur 14 der 33 vollversicherten Anbieter ihre Kundenbasis erweitern.
In absoluten Zahlen sind Debeka, Hanse Merkur und Axa Zunahme unter den Vollversicherten. DKV es Allianz und Bayerische Beamtenkrankenkasse haben Kunden verloren. In Bezug auf die Anzahl der Kunden bleiben Debeka, Axa und DKV Marktführer in der umfassenden Krankenversicherung.
Es ist erfreulich für die Versicherungsunternehmen, dass sie ihre Prämieneinnahmen trotz des schwachen Neugeschäfts nach einem Anstieg von 1,9 Prozent im Vorjahr um durchschnittlich 3,1 Prozent steigern konnten. Überdurchschnittliche Zuwächse bei den Prämieneinnahmen verzeichneten Concordia mit 10,5 Prozent, Mecklenburgische mit 9,8 Prozent und Ergo mit 6,9 Prozent. Marktführer Debeka konnte die Prämieneinnahmen um 3,3 Prozent steigern.
Reinhard Klages, Chefredakteur von Map-Report, kritisiert jedoch, dass die Anschaffungskosten im Durchschnitt weiter gestiegen sind – auf über 6,5 Prozent. In einer Phase schwachen Wachstums sollte die Rate eher fallen. „Trotz einer Reduzierung der Anschaffungskosten und eines scheinbar schwachen Neugeschäfts sind die Kosten für den Abschluss von Verträgen in den letzten Jahren kaum gesunken“, sagt Klages. Dies ist kein gutes Zeichen für eine Branche, die seit Jahren unter kritischer politischer Kontrolle steht. Zumindest konnten die Versicherer die Verwaltungskosten stabil halten. Huk-Coburg, Debeka, R + V und Alte Oldenburger hatten die niedrigsten Preise.
Die Schadenaufwendungen der Branche stiegen auch im Jahr 2019. Experten zufolge war es bisher kaum vorhersehbar, ob und inwieweit sich die Koronakrise auf das Gleichgewicht der privaten Versicherungsunternehmen auswirken wird. Derzeit erscheint es für die Branche nicht besonders kritisch, zumal ein großer Teil der pandemiebedingten Gesundheitskosten von der Bundesregierung getragen wurde.
Der Kartenbericht bewertet positiv, dass die Kapitalinvestitionen und die Altersvorsorge weiter gestiegen sind. Letztere sind notwendig, um Beiträge von Kunden im Alter erschwinglich zu halten.
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