Berichten zufolge tauschten sie Hakenkreuze und Bilder von Flüchtlingen in Gaskammern aus: Die NRW-Polizei ermittelt gegen 29 Polizisten. Innenminister Reul war geschockt.
Von Rainer Striewski
„Anfangs wollte ich nicht glauben, dass es so etwas gibt“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Mittwochnachmittag sichtlich besorgt. Auf einer hastig einberufenen Pressekonferenz in Düsseldorf gab er bekannt, dass die NRW-Polizei gegen 29 Polizeibeamte ermittelt, weil sie angeblich rechtsextreme Inhalte auf ihren Handys ausgetauscht haben.
„Dieser Prozess ist eine Schande für die NRW-Polizei“, sagte Reul. Auch das Bundesinnenministerium war schockiert. Die Berichte seien „äußerst alarmierend“, sagte ein Sprecher von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU). Alsoshtë auch „ein Schlag ins Gesicht“ aller Polizisten, die der demokratischen Grundordnung sehr treu sind.
Sucht in NRW nach 34 Objekten
Am Mittwochmorgen waren 200 Beamte im Einsatz, um 34 Polizeistationen und Privatwohnungen in Nordrhein-Westfalen zu überprüfen. Davon waren 14 Polizeibeamte in Duisburg betroffen. Esen, Moers, Mülheim und Oberhausen. Laut Reul wurden 15 weiteren Verdächtigen Disziplinarbefehle erteilt. Alle 29 Offiziere wurden suspendiert.
Reul: „schlimmste rassistische, neonazistische Agitation“
Insgesamt 126 Bilder mit Bildern kriminellen Inhalts sollen auf WhatsApp an fünf Chat-Gruppen verteilt worden sein. Sie sprechen über die schlimmste rassistische, neonazistische Agitation, so Reul. Eine dieser Chat-Gruppen gibt es seit 2012, eine andere mit den meisten Dateien seit 2015.
Laut Reul war die letzte Nachricht vom 27. August 2020 datiert. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Ermittler die Nachrichten auf einem Mobiltelefon entdeckt, das ursprünglich in einem anderen Ermittlungsfall untersucht worden war. Es bestand der Verdacht, dass ein Polizist einen Journalisten verraten hatte.
Betroffene Polizeistation Mülheim an der Ruhr
Nach Angaben der Ermittler hat die Hälfte der Verdächtigen aktiv Bilder gepostet, die andere Hälfte zusammen gelesen. Laut Reul sollten zu den Beteiligten auch einige mit Migrationshintergrund gehören. Die meisten Beteiligten wären irgendwann auf der Polizeistation des Polizeipräsidiums in Essen in derselben Dienstgruppe gewesen Mülheim an der Ruhr gearbeitet Ein Servicegruppenleiter ist ebenfalls enthalten.
Laut Reuls arbeitet einer der Beamten heute im Landesamt für Kriminalpolizei (LCA), einer im Ausbildungsbüro der Staatspolizei in Nordrhein-Westfalen (LAFP) und zwei im Landesamt für zentrale Polizeidienste (LZPD).
Reul benachrichtigt die Sonderinspektion und den Sonderbeauftragten
Es gab keine Anomalien, die zu anfänglichem Verdacht hätten führen können, sagte der Essener Polizeichef Frank Richter. Die Tatsache, dass keiner der beteiligten Beamten dem Arbeitgeber Bericht erstattete, schockierte ihn, sagte Richter.
Innenminister Reul kündigte eine Sonderinspektion des Essener Polizeipräsidiums an. Er wird auch einen Sonderbeauftragten für rechtsextremistische Tendenzen bei der Polizei in Nordrhein-Westfalen ernennen. Er wird alles in seiner Macht stehende tun, um „diese Leute aus dem Dienst zu entfernen“, sagte Reul, weil „Rechtsextremisten nichts mit der Polizei in Nordrhein-Westfalen zu tun haben“.
Verärgerte Gewerkschaft – Reul erwartet weitere Gelegenheiten
Die Police Union (GdP) reagierte ebenfalls besorgt auf die Vorfälle. Die Tatsache, dass es Beamte gibt, die rechte, fremdenfeindliche Inhalte in Gesprächsgruppen teilen, ist unerträglich, erklärte der stellvertretende Vorsitzende des GdP, Michael Maatz. „Der Kampf gegen Rechtsextremismus ist Teil der DNA der Polizei.“
Innenminister Reul geht inzwischen von weiteren Fällen aus. „Wir müssen warten, bis weitere Fälle kommen“, sagte Reul. Bisher hatten sie nur ein Handy, mit dem sie auf den Angeklagten zugreifen konnten. Während der morgendlichen Razzien wurden auch andere Mobiltelefone beschlagnahmt.
Die Opposition fordert weitere Maßnahmen
Die Opposition im Düsseldorfer Landtag war ebenfalls schockiert von den Vorfällen, kritisierte aber auch die von Reul geplanten Maßnahmen: „Jetzt brauchen wir ein umfassendes Bild der Situation und einen zentralen Extremismusbeauftragten. Darum bitten wir seit Anfang des Jahres. bisher abgelehnt „, sagte Sven Wolf, Vizepräsident von SPDFraktion im Landtag.
Die Grünen forderten auch die Schaffung eines unabhängigen Polizeibeamten im Landtag als Ansprechpartner für die Bürger.
„Dies wäre ein weiteres wichtiges Instrument, um Hinweise auf unerwünschte Entwicklungen in der Polizei aufzuzeichnen und das Vertrauen in die Polizei zu stärken“, sagte die innenpolitische Sprecherin Verena Schäffer.
Ato: wdr.de.
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