China erlebt derzeit eine ausgeprägte konjunkturelle Abschwächung. Laut offiziellen chinesischen Daten, die am Montag veröffentlicht wurden, ist die Industrieproduktion in dem asiatischen Land im April um fast 3 % gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen.
Die Einzelhandelsumsätze wurden noch schlimmer getroffen und gingen im April gegenüber dem Vorjahr um 11 % zurück, da Chinas Null-COVID-Strategie den asiatischen Wachstumsmotor zum Stillstand brachte.
„Die Pandemie fordert einen enormen Tribut von der Wirtschaft“, sagte Fu Linghui, ein Sprecher des chinesischen Statistikamts, am Montag auf einer Pressekonferenz in Peking.
Die Auswirkungen der Beschränkungen in Großstädten wie Shanghai machen sich auch auf dem Immobilienmarkt bemerkbar, wo sich der Wert der Immobilienverkäufe im April gegenüber dem Vorjahr fast halbierte, der stärkste Rückgang seit 2006.
Obwohl die Beschränkungen eine große Rolle gespielt haben, sind sie auch das Ergebnis der jüngsten Schritte der chinesischen Regierung zur Bekämpfung der Immobilienspekulation. Da der Bausektor für die Wirtschaft des Landes von entscheidender Bedeutung ist, belastet der aktuelle Einbruch auch den Arbeitsmarkt, wobei die Arbeitslosenquote derzeit bei rund 6 % liegt – dem höchsten Stand seit Februar 2020.
Größere Auswirkungen
Die starre COVID-Strategie mit Ausgangssperren ist in China zunehmend unbeliebt. Und es wird sicherlich auch Auswirkungen auf Deutschland haben.
Immer mehr deutsche Unternehmen klagen über Lieferengpässe bei Rohstoffen und einer Reihe von Zwischenprodukten, da der weltgrößte Hafen in Shanghai kaum noch normal funktioniert. Experten zufolge ist das Exportvolumen des Hafens bereits um 40 % zurückgegangen, da ein Rückstand an Containerschiffen darauf wartet, entladen oder beladen zu werden.
Shanghai ist der mit Abstand wichtigste Auslandshafen für die deutsche Containerschifffahrt.
Warteschlange für Bestellungen
Deutsche Unternehmen kämpfen mit dem Auftragsstau. Das Münchner ifo-Wirtschaftsforschungsinstitut teilte am Montag mit, dass die deutschen Unternehmensaufträge einen neuen Höchststand erreicht hätten, was bedeutet, dass die Firmen viereinhalb Monate lang voll ausgelastet sein könnten, ohne dass weitere Aufträge eingehen inzwischen.
Was nach guten Nachrichten klingt, liegt aber auch an der Verknappung vieler Zwischenprodukte.
„Der Auftragsbestand spiegelt sowohl die enorme Nachfrage nach deutschen Industriegütern in den vergangenen Monaten als auch die Schwierigkeiten wider, die Unternehmen aufgrund der Verknappung wichtiger Produkte und Rohstoffe haben, bestehende Aufträge termingerecht abzuwickeln“, sagte Timo Wollmershäuser vom ifo Institut.
Auch die Bundesregierung beobachtet mit großer Sorge die Entwicklung in China.
„Sollte China weiterhin in Beschränkungen gefangen sein, sind weiteres Angebotsschnarchen und eine weitere Abkühlung der Weltwirtschaft möglich“, heißt es in einem neuen Monatsbericht des deutschen Wirtschaftsministeriums, der wenig rosige Aussichten für die deutsche Wirtschaft offenbart.
Silberrand?
Aber es gibt Hoffnung, dass sich die Lage in Shanghai bald bessert. Die lokalen Behörden sagten kürzlich, die Ausbreitung des Coronavirus sei in weiten Teilen der Stadt gestoppt worden, was zu einer schrittweisen Lockerung der Beschränkungen für das Land geführt habe.
„Der COVID-Ausbruch im April hatte enorme Auswirkungen auf die Wirtschaft, aber die Folgen werden nur vorübergehend sein“, sagte Fu Linghui, der erwartet, dass sich die chinesische Wirtschaft auf der Grundlage staatlicher Maßnahmen zur Behebung der Situation allmählich erholt und stabilisiert.
Dieser Artikel wurde zuerst auf Deutsch veröffentlicht
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