Bundeskanzler Olaf Scholz lehnte Forderungen nach mehr schuldenfinanzierten Bundesausgaben zur Ankurbelung des Wachstums ab und sagte, Deutschland sei trotz der derzeit schwachen Wirtschaftslage gut aufgestellt.
Europas größte Volkswirtschaft habe „die besten Voraussetzungen, um auch in zehn, 20 und 30 Jahren technologisch an der Spitze zu stehen“, sagte Scholz in einem am Samstag veröffentlichten Interview mit der Mediengruppe Bayern.
Der Sozialdemokraten-Chef sagte, Deutschland dürfe „als Wirtschaftsstandort nicht verunglimpft werden“, sondern habe im Gegenteil gute wirtschaftliche Perspektiven.
Das deutsche Wirtschaftsministerium gab kürzlich bekannt, dass es dank Geldern aus dem außerbudgetären Klima- und Transformationsfonds Hilfen in Höhe von rund 20 Milliarden Euro (22 Milliarden Dollar) vorbereitet, um den Aufbau der lokalen Produktion von Halbleitern in den kommenden Jahren zu unterstützen.
Scholz‘ Kommentare kommen einen Tag, nachdem Daten zum Geschäftsklima zeigten, dass Deutschland im August einen weiteren Rückschlag erlitten hat, obwohl es der Wirtschaft im zweiten Quartal gelang, aus der Rezession herauszukommen.
Der Vertrauensindex des Ifo-Instituts fiel von revidiert 87,4 im Vormonat auf 85,7 und lag damit unter der mittleren Schätzung einer Bloomberg-Umfrage.
Daten aus Deutschland, seit Jahrzehnten Europas handelsgetriebener Wachstumsmotor, werden die Ängste vor einer längeren Schwächephase nicht zerstreuen.
Deutschland ist das einzige große Land, dessen Produktion in diesem Jahr voraussichtlich zurückgehen wird.
Das aktuelle Wachstum sei „unbefriedigend“, sagte Scholz dem örtlichen bayerischen Zeitungsverlag. Er fügte hinzu, dass Deutschland aufgrund seiner Exportabhängigkeit die Hauptlast einer schwächelnden Weltwirtschaft trage.
Herr Scholz wies die Kritik zurück, dass die Probleme Deutschlands durch die Zurückhaltung seiner Regierung, ihre Defizite zu erhöhen, verschärft worden seien.
„Ich bin mir nicht sicher, ob die Union wirklich der Meinung ist, dass wir mehr Schulden aufnehmen sollten“, sagte er und fügte hinzu, dass Deutschland in den letzten Jahren Hunderte Milliarden Euro an Schulden aufgenommen habe, um die Pandemie zu bewältigen und die Folgen der russischen Invasion abzufedern von Europa. Ukraine und der daraus resultierende Anstieg der Energiepreise.
Er lehnte auch die von einigen Politikern geforderte Subventionierung der Strompreise für große Unternehmen ab. „Uns fehlt nicht nur das Geld, um den Strompreis langfristig zu subventionieren, sondern auch die rechtlichen Möglichkeiten“, sagte Scholz.
Aktualisiert: 27. August 2023, 4:30 Uhr
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