Die Koronapandemie hat viele Wissenschaftler im Jahr 2020 ins Rampenlicht gerückt. Das beste Beispiel ist wahrscheinlich Christian Drosten – der Virologe ist einer der am häufigsten zitierten Wissenschaftler des Landes und erschien zu Beginn der Pandemie regelmäßig in einem NDR-Podcast. Ein weiteres Beispiel ist Alexander Kekulé. Aber ein Bericht von derSpiegel„Es wirft jetzt einen Schatten auf Kekulés Forschungsarbeit – oder vielmehr auf die kaum existierende Forschungsarbeit.
Kritik an Kekulé: „Den Stuhl nicht ausreichend füllen“
Kekulé ist seit 1999 Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie der Universität Halle-Wittenberg. Aber an dieser Universität scheint sich die Wut über Kekulé schon lange zu häufen. Seine Forschungsarbeit ist im internationalen Vergleich „außerordentlich klein“, zitiert der „Spiegel“ Michael Gekle, Dekan der medizinischen Fakultät. Stefan Hüttelmaier, ebenfalls Professor an der Universität Halle, geht im Vergleich zum „Spiegel“ noch weiter: „Kekulé besetzt den Lehrstuhl nicht ausreichend.“
Kekulé selbst sieht das offensichtlich anders. Er konterte die Zeitung „Spiegel“: „Natürlich gibt es Spannungen, weil ich ein Minimum an Ausrüstung zur Verfügung haben möchte und die Fakultät es vorzieht, die Mittel unter sich aufzuteilen“, kritisiert der Virologe.
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373 mal Christian Drosten – nur zehnmal Kekulé
Ein Blick auf PubMed, die Datenbank für medizinische Artikel, hat seit 2002 373 Ergebnisse geliefert, wenn Sie nach dem Namen Christian Drosten suchen. Eine Suche nach dem Hamburger Virologen Jonas Schmidt-Chanasit hat seit 2007 186 Ergebnisse ergeben, Hendrik Streeck 103 seit 2005. Bei Kekulé ist das Ergebnis jedoch recht bescheiden: Seit 2000 gab es nur zehn Ergebnisse.
Kekulé selbst gibt eine Erklärung dafür: Im Vergleich zum „Spiegel“ gibt er an, dass er sich auf „angewandte und interdisziplinäre Forschungsfelder“ konzentriert hat, die nicht zu Einträgen in PubMed führen, sondern zu „Expertenberichten und Erklärungen“.
Drosten hat Kekulé im Mai erschossen
Inzwischen sind die Vorwürfe nicht neu. Drosten hat Kekulé bereits am 28. Mai via Twitter angegriffen: „Man konnte Kekulé selbst nicht kritisieren, er müsste erst etwas veröffentlichen.“
Kekulé verklagte seinen Arbeitgeber mehrmals an der Universität Halle und forderte ein höheres Gehalt, wie der „Spiegel“ berichtete. Er hat verloren. Es sieht so aus, als ob die Tischdecke zwischen der Universität und Kekulé geschnitten wurde. In Halle wurde inzwischen eine Kekulé-Strategie vereinbart: „Die unausgesprochene Strategie besteht darin, sie einfach aufzuschieben, bis Kekulé in den Ruhestand geht“, sagte Hüttelmaier gegenüber dem „Spiegel“. Kekulé ist 62 Jahre alt – es bleiben noch einige Jahre, bis er zur Universität gehen kann.
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