Thomas Oppermann war ein ausdauernder Sozialdemokrat. Er hielt die oft geteilte SPD zusammen und wurde zur Erklärung seiner scharfen Zungen. Er zeigte nicht nur als Vizepräsident des Bundestages Sinn für Humor.
Von Georg Schwarte, ARD Hauptstudio
Thomas Oppermann hatte immer einen etwas längeren Atemzug. Als Anwalt, als Person und als Politiker. Er war ein Wanderer, der die Straße nicht scheute. „Ich gehe sehr gerne auf den Brocken. Du kannst deinen Kopf frei machen und tief durchatmen“, sagte er. Er war sozusagen regelmäßig auf dem Brocken, seinem örtlichen Berg.
Oppermann wurde 1954 in der Wohnung Münsterland als Sohn einer Molkereimeister geboren. Er hatte drei Brüder und Schwestern. Nur er hat die High School abgeschlossen. Jahre später war er in seiner Alma Mater, der Georg-August-Universität zu Göttingen, wo er in nur acht Semestern erwachsen wurde, um qualifizierter Anwalt zu werden, und dort sagte er, worauf es in Zeiten wie diesen ankommt:
„In einer Zeit, in der wieder über das Gesetz der Stärksten gesprochen wird. Wo Emotionen über Fakten gestellt werden und nationalistisches Denken gepredigt wird. In einer solchen Zeit müssen Sie über die Werte der Aufklärung nachdenken. Ich bin dankbar, dies zu teilen.“ Die Universität hat so etwas gelernt: Toleranz und Offenheit. ‚
Schröder brachte ihn ins Staatskabinett
Thomas Ludwig Albert Oppermann war offen für einige Dinge. 1976 ging er als Gemeinschaftsorganisator für die Aktion Sühnezeichen in die USA. Barack Obama hatte einmal den gleichen Job. Seine Faszination für die Vereinigten Staaten blieb lebenslang. Wie die manchmal schwierige Faszination seiner SPD:
„Die Eichen sind Holz, das langsam wächst. Die SPD ist ebenfalls aus diesem Holz geschnitzt. Deshalb halten wir auch länger. Es ist eine Bereicherung, die ich nicht missen möchte.“
Er hielt seine Party sehr lange zusammen. Immer wo er war. 1980 Beitritt zur Partei, 1986 Prüfung zweiten Grades, Richter, Gerichtsschreiber, Landtag, Ministeramt, fünfjähriger Wissenschaftsminister in Niedersachsen. Gerhard Schröder, der später Kanzler wurde, brachte ihn ins Staatskabinett.
Scharfer Zungenerklärer der SPD
Oppermann hat sich immer als „grundsätzlich optimistische Person“ bezeichnet. Er sagte einmal, dass seine Mutter ihm eine wunderbare Lebensfreude schenkte. Natürlich sorgte Willy Brandt für die Ausdauer:
„Erstens können wir von ihm lernen, dass man auch in schwierigen Situationen aufstehen muss. Er entwickelte Reformideen in Zeiten, die überhaupt nicht populär waren. Er ging sie durch und schien es schließlich. Wir können von Willy Brandt lernen: das lange asem. ‚
Oppermann gewann Göttingen viermal direkt als Bundestagsmitglied. Er ersetzt den derzeitigen Vizekanzler Olaf Scholz als parlamentarischen Geschäftsführer. Scharfe Zunge Oppermann wurde der Anmelder der SPD. An den mündlichen Feuerwehrmann in Krisenzeiten, an den Wahlkämpfer: „Die Große Koalition darf keine dauerhafte Institution werden. Ich möchte diese Große Koalition nicht fortsetzen.“
Innenminister als Traumjob
Er wollte Innenminister werden. Der Vater von vier Kindern saß im Schatten von Frank-Walter Steinmeier und Peer Steinbrück. Doch 2013 musste Herbert Wehner in die Fußstapfen der SPD treten. Keine leichte Aufgabe. Diese SPD-Fraktion streitet und ringt oft – auch mit ihm:
„Leider bin ich nicht befugt, meinen 192 Mitgliedern in der Gruppe Anweisungen zu erteilen.“
Es gab die Edathy-Affäre, es gab die turbulenten Jahre mit Sigmar Gabriel, Andrea Nahles und Martin Schulz. Oppermann, der Mann mit der Ausdauer, war immer nervös und hatte den Überblick.
Er war ironischerweise der Vorsitzende der Plenarsitzung
2017 war er dann Vizepräsident des Bundestages. Er war einer, der die Plenarsitzung mit Ironie leitete – wenn nötig mit kalter Präzision in Richtung AfD: „Ich kann Ihnen die Zeitung während der Debatte nicht vorlesen. Aber wenn Sie die Zeitung so hoch halten, kann der falsche Eindruck entstehen, dass dies hier in einem Café der Fall ist. Aber das ist ein funktionierendes Parlament. ‚
„Du warst ein guter Kerl“, schrieb CDU-Politiker Peter Altmaier und sagte, das größte Lob in Niedersachsen sei: ein guter Kerl zu sein.
Oppermann hat kürzlich angekündigt, dass er nicht mehr für den Bundestag kandidieren will und sich künftig anderen neuen Projekten widmen wird. Letzte Nacht starb der Anwalt, Wanderer, Mensch und gute Konkurrent Oppermann überraschend im Alter von 66 Jahren in seiner Heimatstadt Göttingen.
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Thomas Oppermann – seine politische Karriere in Bildern
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