Das schwarze Banner an der Fassade ist groß: „Smash Patriarchy“, „Fight Gentrification“, „Defend Liebig 34“ sind die in großen Buchstaben angebrachten Slogans. Das Haus in der Liebigstraße 34 befindet sich neben dem Haus Rigaer Straße 94, eine Ecke weiter und teilweise auch bewohnt, seit Jahren das Symbol schlechthin für die autonome Szene in Berlin.
Linksextremisten betrachten die Straße im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg als ihre Nachbarschaft. Steine fliegen von Dächern zu Polizisten, Autos werden in Brand gesetzt. Autonome Menschen machen an der Kreuzung Lagerfeuer, sie nennen diesen Ort ihren „Stadtplatz“.
Der Eigentümer möchte am Freitag das Haus ‚Liebig 34‘ oder ‚L34‘ putzen. Die Polizei bereitet sich auf eine groß angelegte Operation vor, Beamte der Staatssicherheit sagen einen „warmen Herbst“ voraus.
Was ist die Ausgangsposition?
Die Bewohner bezeichnen sich als „anarcha-queer-feministisches Hausprojekt Liebig 34“. Sie hatten einen gewerblichen Mietvertrag über einen Verein, der vor zwei Jahren gekündigt wurde. Das Bezirksgericht bestätigte schließlich die Übergabe des Hauses an den Eigentümer. Der Sheriff kündigte an, dass er das Haus am Freitagmorgen um 07:00 Uhr übernehmen werde.
Seit einiger Zeit wird ein Widerstand gegen die Räumung gefordert. „Dezentrale Maßnahmen“ gegen die „Infrastruktur“ von Polizei und Staat sind laut einem Eintrag auf der Website besser als Sitzstreiks Links Plattform „Indymedia“. Es gibt auch eine „Aktionskarte“, auf der Ziele für mögliche Sachschäden markiert sind, darunter Immobilienunternehmen, SPD-Büros, Polizeistationen und Baustellen.
Wie ist die neueste Entwicklung?
Aus rein rechtlicher Sicht steht nichts für die Evakuierung. Das Berufungsgericht lehnte einen Antrag des Anwalts der Anwohner auf Aussetzung der Vollstreckung des Räumungsbeschlusses vorerst ab. Der Grund: Nach dem Gesetz haben die Interessen des Eigentümers Vorrang bei der Prüfung der Angelegenheit. Besondere Umstände, nach denen die Interessen der Mieter überwiegen, werden „nicht dargestellt und sind ansonsten nicht klar“.
Die Partei Die Linke hat die Polizei und den Senator Andreas Geisel (SPD) gebeten, die Räumung wegen der Koronapandemie zu verschieben. „Wir sind besorgt über einen vorhersehbaren übergroßen Polizeieinsatz aufgrund der schnell wachsenden Zahl von Koronainfektionen in Berlin“, kündigte die Partei am Mittwoch an. Die Einhaltung der Hygienevorschriften ist kaum möglich.
Vor kurzem gab es in der Nähe des Gebäudes kleinere Gewaltausbrüche. Randalierer warfen am Donnerstagabend Steine und Farbbehälter in die Straßen von Riga, sagte ein Polizeisprecher. Ein Polizeiauto wurde beschädigt. Eine Gruppe von etwa 20 Personen setzte auf der Straße in der Nähe des teilweise bewohnten Hauses in der Rigaer Straße Reifen und zündete sie an.
In den letzten Tagen gab es eine Reihe von Brandstiftungen und anderen Zerstörungen – darunter S-Bahn-Kabel, ein Polizeigebäude und ein Gericht. Entsprechende Verantwortungserklärungen wurden im Internet veröffentlicht. Ein Protest von Hunderten von Anhängern durch die Straßen rund um die Liebigstraße am Mittwochabend verlief friedlich.
Wer ist der Hausbesitzer?
Der L34 gehört Gijora Padovicz. Der 68-Jährige ist ein bedeutender Immobilieninvestor in Berlin und verdient seinen Lebensunterhalt mit der Renovierung heruntergekommener Häuser. 2008 kaufte er den L34. Padovicz ‚Anwalt Ferdinand Wrobel sagt, eine Gemeinschaft von Erben habe uns kontaktiert. „Die Besitzer wurden damals von den Bewohnern belästigt.“ Padovicz tat den Erben einen Gefallen.
Der neue Vermieter hat einen zehnjährigen Mietvertrag mit dem Verein abgeschlossen. Die Bedingungen: günstig. Vor kurzem wurden 4.807,32 Euro pro Monat für die rund 30 Wohnungen zuzüglich zusätzlicher Kosten geschuldet. Der Vertrag lief Ende 2018 aus und die Bewohner müssen wie geplant ausziehen. Weil sie geblieben sind, beschwert sich Padovicz. Ende August Das Landgericht in Berlin genehmigte die Räumung. Der Verein kann sie nicht mehr durch rechtliche Schritte verhindern.
Padovicz will in Zukunft Flüchtlinge in der Wohnung unterbringen. Dies ist „das wahrscheinlichste Szenario“, sagt sein Anwalt Wrobel. Es laufen Gespräche mit potenziellen neuen Mietern.
Was planen die Aufkleber?
Auf einer Pressekonferenz am Dienstag sagte ein Bewohner: „Wir werden dieses Haus nicht freiwillig verschenken.“ Für solche Orte kämpfst du „mit allen Mitteln, mit aller Macht“. Als Anarchistinnen und Feministinnen lebten sie „in Konflikt und Konfrontation mit diesem kapitalistischen Staat und seinen Unterdrückungsorganen“. Der ‚Liebig 34‘ musste erhalten bleiben, weil er ‚Sand in den Zahnrädern der zunehmenden Gentrifizierung‘ war.
Ein Anwalt der Anwohner sagte, die Räumung sei illegal. Der Räumungsbericht richtet sich an einen Verein, der sich nicht mehr im Haus befindet, die Wohnungen aber schon lange an einen anderen Verein untervermietet hat.
Das Haus ist jetzt teilweise abgesperrt. Stacheldraht und Stangen aus Einkaufswagen sind an Balkonen befestigt. „Lassen Sie uns Chaos schaffen, sichtbar sein und die Vertreibung des Liebig34 verhindern“, sagte er Website des Hauses. Die Logistik der Polizei „muss gestört und zerstört werden“.
Wie wird die Polizei vorgehen?
Die Gegend um das besetzte Haus war Großer Donnerstagmorgen geschlossen. Die Polizei erwartet Unruhen. Nach Angaben von SPIEGEL werden mehr als tausend Beamte im Dienst sein, und auch Spezialeinheiten werden bereit sein. Die Berliner suchten Unterstützung von anderen Ländern und der Bundesregierung.
Ein Polizeisprecher lehnte es ab, sich zur Stärke des Personals zu äußern. Eine Nummer wird erst am Freitag mitgeteilt.
In der Vergangenheit wurden Polizisten in der Rigaer Straße häufig von oben mit Steinen oder Flaschen angegriffen, sodass die Polizisten bereits auf den umliegenden Dächern Stellung bezogen haben. Die technischen Einheiten, die auf die Beseitigung von Barrieren und Barrieren spezialisiert sind, dürften besonders wichtig werden. Die Polizei glaubt, dass Menschen im Haus verschanzt waren. Zum Beispiel werden Fenster blockiert und Glasscherben auf Balkonbrüstungen zementiert.
Im Internet bat die linke Szene Sympathisanten, nach Berlin zu kommen. Nach Angaben von SPIEGEL hatte die Polizei noch keine Kenntnis von Reisebewegungen.
Wannabe Internet-Spezialist. Alkohol-Nerd. Hardcore-Kaffee-Anwalt. Ergebener Twitter-Enthusiast.
+ There are no comments
Add yours