Als Entwicklungsminister widersetzte er sich wiederholt der Linie seiner eigenen Partei, der CSU. Entwicklungsminister Müller wird nun 2021 aus der Bundespolitik ausscheiden. Er wollte „einen Generationswechsel einleiten“.
Entwicklungsminister Gerd Müller will sich nach Ablauf seiner Amtszeit bis Herbst 2021 aus der Bundespolitik zurückziehen. Ein Sprecher des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung bestätigte dies gegenüber Reuters.
Er bleibt aber bis zur nächsten Wahl im Amt. „Nach 32 Jahren Verantwortung im Europäischen Parlament und im Deutschen Bundestag werde ich jetzt einen Generationswechsel einleiten“, sagte Müller laut Ministerium. Der 65-Jährige gab dies am Wochenende in seinem Wahlkreis bekannt. „Bis zum Ende der Legislaturperiode werde ich mein Bundesmandat und die Position des Entwicklungsministers weiterhin mit voller Macht gestalten“, sagte Müller.
„Münchner Merkur“ hatte zuvor über Müllers angekündigten Rückzug aus der Bundespolitik berichtet.
Seit 26 Jahren im Bundestag
Müller ist neben Andreas Scheuer und Horst Seehofer einer von drei CSU-Ministern im Bundeskabinett von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Müller ist seit 1994 Mitglied des Bundestages des Wahlkreises Oberallgäu und seit Dezember 2013 Bundesminister.
Er machte 2014 Schlagzeilen, als er sich im Gegensatz zu Merkel und dem damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck aus Protest gegen die sozialen und ökologischen Bedingungen im lateinamerikanischen Land weigerte, persönlich an der WM 2014 in Brasilien teilzunehmen. Er kritisierte auch die bevorstehende Weltmeisterschaft in Katar. Müller forderte wiederholt einen Marshall-Plan für Afrika. Mit dem „grünen Knopf“ initiierte der Minister ein Textilsiegel, das für Mindeststandards in der Produktion steht.
Nicht immer in der CSU-Leitung
In Sachen Entwicklungshilfe distanzierte er sich mit seinem Kurs wiederholt von der CSU-Linie – zuletzt in der Debatte um die Aufnahme von Migranten aus dem ausgebrannten Lager auf Lesbos. Müller forderte, dass 2.000 der Migranten nach Deutschland gebracht werden. Er war auch gegen die Linie der Bundesregierung und vor allem gegen seine Partei, Innenminister Horst Seehofer.
Nach Angaben der „Münchner Merkur“ ist Müllers Nachfolger im Wahlkreis Oberallgäu offen. Trotz Müllers Alter war die Partei laut der Zeitung des schwäbischen CSU-Bezirksverbandes von dem selbstbestimmten Schritt überrascht. Trotz des allgemein schwachen CSU-Ergebnisses mit etwas mehr als 50 Prozent der ersten Stimmen hatte Müller bei den vorangegangenen Wahlen auch 2017 immer klar den direkten Sitz gewonnen.
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