BERLIN (dpa) – Deutschland hat gegenüber Russland gegen Versuche protestiert, Daten von Gesetzgebern zu stehlen, die seiner Ansicht nach die Verbreitung von Desinformation vor der nächsten Bundestagswahl vorbereiten, teilte das Auswärtige Amt in Berlin am Montag mit.
Die Sprecherin des Außenministeriums, Andrea Sasse, sagte, eine Hackergruppe namens Ghostwriter „kombiniere konventionelle Cyberangriffe mit Desinformations- und Einflussoperationen“, und es seien „seit einiger Zeit“ Aktivitäten gegen Deutschland beobachtet worden.
Vor der Bundestagswahl am 26. September habe es Versuche gegeben, unter anderem über Phishing-E-Mails an die Personalien von Bundes- und Landesgesetzgebern zum Zwecke des Identitätsdiebstahls zu gelangen.
„Diese Angriffe könnten als Vorbereitung für Einflussnahmen wie Desinformationskampagnen im Zusammenhang mit den Parlamentswahlen dienen“, sagte sie gegenüber Reportern in Berlin.
„Der Bundesregierung liegen verlässliche Informationen vor, anhand derer die Aktivitäten von Ghostwriter russischen staatlichen Cyber-Akteuren und insbesondere dem russischen Militärgeheimdienst GRU zugerechnet werden können“, sagte Sasse. Er „betrachtet diese inakzeptable Aktivität als Gefahr für die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland und für den demokratischen Entscheidungsprozess sowie als ernsthafte Einschränkung der bilateralen Beziehungen“.
Sie sagte, Deutschland habe die russische Regierung aufgefordert, solche Aktivitäten sofort einzustellen, und habe die Bitte direkt an russische Beamte gerichtet – zuletzt bei einem Treffen einer deutsch-russischen Task Force für Sicherheitspolitik am Donnerstag und Freitag, bei dem der stellvertretende deutsche Außenminister Miguel Berger sprach das Thema mit dem stellvertretenden russischen Außenminister an.
Zum Ausmaß der Cyber-Angriffe oder dem möglichen Schaden wollte sich Sasse nicht äußern.
Mitte Juli teilte der Chef des deutschen Inlandsgeheimdienstes mit, seit Februar habe seine Dienststelle Phishing-Versuche auf die privaten E-Mail-Konten von Bundes- und Landesgesetzgebern und deren Mitarbeitern konzentriert. Aber er sagte, dass nur sehr wenige dieser Versuche erfolgreich waren, und in den Fällen, in denen sie erfolgreich waren, scheint nur wenig Schaden angerichtet worden zu sein.
Bei der Abstimmung am 26. September wird Deutschland ein neues Parlament wählen, das den Nachfolger von Bundeskanzlerin Angela Merkel bestimmt. Sie kandidiert nach fast 16 Jahren im Amt nicht für eine neue Amtszeit. Das Ergebnis ist weit offen, Umfragen zeigen, dass die wichtigsten Parteien ziemlich nahe beieinander liegen.
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