BERLIN (Reuters) – Die Stimmung der deutschen Anleger hat sich im Juli eingetrübt, teilte das Wirtschaftsforschungsinstitut ZEW am Dienstag mit und meldete einen überraschend starken Rückgang seines Konjunkturstimmungsindex von -8,5 Punkten im Juni auf -14,7 Punkte.
Von Reuters befragte Analysten wiesen auf einen Juli-Wert von -10,5 hin.
Höhere kurzfristige Zinsen in der Eurozone und den USA sowie schwache Exportmärkte wie China seien wesentliche Gründe für den negativen Ausblick, sagte Achim Wambach, Präsident des ZEW.
Finanzmarktexperten prognostizierten eine weitere Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage zum Jahresende, fügte er hinzu.
Der Rückgang steht im Einklang mit der jüngsten Ifo-Umfrage zur deutschen Geschäftsstimmung und dem Sentix-Index für die Eurozone, die beide stärker als erwartet fielen.
„Die Konjunkturaussichten für das zweite Halbjahr haben sich noch weiter eingetrübt“, resümierte Ralf Umlauf, Chefvolkswirt der Helaba, am Dienstag mit Blick auf die Indikatoren.
Auch der ZEW-Index, der die aktuelle Einschätzung der deutschen Wirtschaft durch Investoren misst, fiel im Juli um 3 Punkte auf -59,5.
Die deutsche Wirtschaft rutschte Anfang 2023 in eine Rezession, als die Haushaltsausgaben, eine wichtige Wachstumsquelle für Europas Wirtschaftsmotor, dem Druck der hohen Inflation nachgaben.
Ökonomen rechnen damit, dass es in diesem Jahr nicht mehr zu großen Sprüngen kommen wird – nicht zuletzt wegen der starken Leitzinsanhebung, die erst jetzt ihre volle Wirkung entfaltet.
„Die Hoffnung auf eine Konjunkturerholung im zweiten Halbjahr schwindet“, sagt Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank.
„Die deutsche Wirtschaft leidet derzeit doppelt – durch hohe Inflationsraten und die schwache Weltkonjunktur.“
Die EU-harmonisierten Verbraucherpreise in Deutschland stiegen im Juni um 6,8 % und durchbrachen damit einen stetigen Rückgang seit Jahresbeginn, während die Kerninflationsrate, die volatile Güter wie Lebensmittel und Energie ausschließt, bei 5,8 % lag, verglichen mit 5,4 % im Mai.
(Berichterstattung von Rene Wagner und Miranda Murray, Redaktion von Friederike Heine, Rachel More und Christina Fincher)
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