Erste Stromverbindung zwischen Großbritannien und Deutschland Mitte der 2020er Jahre

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Die erste Stromverbindung zwischen Großbritannien und Deutschland wurde angekündigt, im Anschluss an die Energiesicherheitsstrategie des Vereinigten Königreichs von letzter Woche.

Siemens Energy und das Konsortium NeuConnect haben einen Vertrag über die Lieferung eines schlüsselfertigen Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungssystems (HGÜ) für die erste elektrische Verbindung zwischen zwei der größten europäischen Energiemärkte unterzeichnet.

Die HGÜ-Verbindung „NeuConnect Interconnector“ wird bis zu 1,4 GW Strom in beide Richtungen austauschen, genug, um bis zu 1,5 Millionen Haushalte mit Strom zu versorgen, und zu Einsparungen von bis zu 16 Millionen Tonnen CO2 führen.

Zur Verbindung der beiden Stromnetze wird Siemens Energy zwei schlüsselfertige HGÜ-Konverterstationen errichten – eine auf der Isle of Grain in England, die andere in der Region Wilhelmshaven in Norddeutschland. Der Auftragswert für Siemens Energy liegt im „hohen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich“ und werde im laufenden Geschäftsjahr abgerechnet.

Windkraft ist in vielen Ländern ein wichtiger Treiber für die Dekarbonisierung, und die Offshore-Windkraftkapazität hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten fast um das 75-fache erhöht.

Deutschland und das Vereinigte Königreich gehören bei der installierten Windkraftleistung zur Weltspitze. Aufgrund von Netzengpässen kann überschüssiger Windstrom in Deutschland jedoch oft nicht ins Netz eingespeist werden. Windkraftanlagen müssen daher regelmäßig abgeschaltet werden, sonst könnte das Netz überlastet werden und es im schlimmsten Fall zu einem Stromausfall kommen.

Um diese Energieverschwendung und kostspielige Reduzierung zukünftig zu vermeiden, wird die Stromverbindung NeuConnect überschüssigen Strom von Deutschland nach Großbritannien transportieren und bei Bedarf auch umgekehrt. Langfristig profitieren beide Länder vom Zugang zu einem stärker diversifizierten und nachhaltigeren Energiemix und von einer erhöhten Widerstandsfähigkeit. Das garantiert mehr Versorgungssicherheit und mehr Flexibilität in der Stromversorgung.

„Wenn wir schnell, sicher und günstig auf Erneuerbare Energien umsteigen wollen, können wir es uns nicht mehr leisten, die Windkraft aufgrund von Netzengpässen abbauen zu müssen und den Bedarf an anderer Stelle mit fossiler Stromerzeugung zu decken“, so der Sprecher Tim HoltVorstandsmitglied von Siemens Energy.

„Die Stromverbindung zwischen Deutschland und Großbritannien steht für die zunehmende Integration des europäischen Strommarktes. Effiziente, grenzüberschreitende Stromverbindungen vereinen Länder in ihren Dekarbonisierungsbemühungen.“

Die Stromrichterstation auf der einen Seite der Verbindung wandelt die Wechselspannung in Gleichspannung um, damit die Energie möglichst verlustfrei übertragen werden kann. Der Strom wird dann über ein 720 km langes HGÜ-Seekabelsystem von Prysmian durch britische, niederländische und deutsche Gewässer transportiert. In der anderen Konverterstation wird der Gleichstrom wieder in Wechselstrom umgewandelt und in das öffentliche Netz zurückgespeist, das die Energie zu den Verbrauchersteckdosen transportiert.

Neben der Stromübertragung wird das HVDC PLUS-System von Siemens Energy noch weitere wichtige Funktionen im Netz erfüllen: Es kann die Wechselspannung regeln und so schwache Wechselspannungsnetze stabilisieren.

Im Fehlerfall kann es heruntergefahrene Netzwerksegmente neu starten. Wie eine Firewall auf einem Computer verhindert das HGÜ-System, dass sich das Problem bei einer Netzwerkstörung per Dominoeffekt auf andere Teile des Netzes ausbreitet.

Die Europäische Kommission unterstützt das grenzüberschreitende Infrastrukturprojekt, da es die Dekarbonisierung im Sinne des Pariser Klimaabkommens vorantreibt. Das Projekt soll bis Mitte dieses Jahrzehnts abgeschlossen sein.

Siemens Energy hat kürzlich angekündigt, die industrielle Fertigung der Wasserstoff-Elektrolyse-Module in Berlin anzusiedeln, der Produktionsstart in der Huttenstraße in Berlin-Moabit ist für 2023 geplant.

Heine Thomas

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