Die Ermittlungsbehörde hatte den Fall bereits im vergangenen Jahr aufgrund von Geldwäscheinformationen untersucht, bestätigte jedoch zu diesem Zeitpunkt keinen ersten Verdacht auf eine Straftat, teilte die Münchner Staatsanwaltschaft am Dienstag auf Ersuchen der Nachrichtenagentur Reuters mit. Das Verfahren wurde nun angesichts der aktuellen Entwicklungen wieder aufgenommen.
Die ursprüngliche Ursache war ein von einer Bank gemeldeter Verdacht auf Geldwäsche, mit dem sich auch die FIU (Customs Money Laundering Unit) befasste. Hintergrund für den Verdachtsbericht von Ende Februar 2019 war ein Darlehen des damaligen CEO Braun an seinen Kollegen Marsalek und die teilweise Rückzahlung dieses Darlehens. Braun hat Marsalek 50 Millionen Euro geliehen. Braun seinerseits erhielt das Geld auf der Grundlage eines Darlehensvertrags mit der Deutschen Bank. Die Bank von Marsalek reichte zu diesem Zeitpunkt eine Beschwerde ein.
Die Staatsanwaltschaft beendete ihre Ermittlungen am 17. Dezember 2019, als der Verdacht auf Geldwäsche nicht aufkam. „Konkrete Hinweise auf eine belastende Herkunft der erhaltenen Mittel konnten nicht ermittelt werden“, erklärte eine Sprecherin den Behörden. Sie lehnte auch einen Antrag des SPD-Bundestagsmitglieds Jens Zimmermann ab. Der Finanzpolitiker hatte zuvor zwei „wertvolle Berichte“ der Geldwäschebekämpfungseinheit FIU gemeldet, in denen er erklärte, diese Berichte seien gelöscht worden und die Staatsanwaltschaft habe sie nicht weiterverfolgt. „Der Vorwurf, dass Berichte über mutmaßliche Geldwäsche mit der Strafverfolgung in München I in Verbindung gebracht wurden, ist in keiner Weise richtig“, sagte die Sprecherin.
Wirecard war im Juni bankrott gegangen, nachdem Flugbuchungen im Wert von Milliarden bekannt wurden. Die Staatsanwaltschaft untersucht unter anderem betrügerische Konten, Betrug, Marktmanipulation und Geldwäsche. „Angesichts dieser neuen Erkenntnisse müssen die Prozesse im Zusammenhang mit der Gewährung von Darlehen natürlich erneut kritisch betrachtet werden“, sagte die Sprecherin. Ein weiterer verdächtiger Transaktionsbericht der Bank JP Morgan vom Juni 2019 ergab ebenfalls keinen Verdacht auf eine Straftat, wird jedoch auch als Information für die laufenden Ermittlungen von Wirecard verwendet.
Braun und andere ehemalige Top-Führungskräfte der Gruppe sind in Haft. Marsalek ist versteckt und soll in Russland sein. Im Bundestag will die Opposition in einem Untersuchungsausschuss Auslassungen von Politikern und Behörden klären.
Die Wirecard-Aktie ist am Mittwochmorgen im XETRA-Handel mit 1,36 Euro notiert, 89,42 Prozent mehr als am Vortag.
München (Reuters)
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