Dienstag, 8. September 2020
Freiwilligenarbeit statt Sperrung: Die schwedische Sonderroute bei der Koronapandemie hat seit langem Skepsis ausgelöst. Aber jetzt kündigen die Behörden einen Durchbruch an: Die Häufigkeit bestätigter Infektionen ist am niedrigsten, während andere europäische Länder vor der zweiten Welle zittern.
Schweden meldet Erfolge bei der Bekämpfung der Koronarpandemie: Die Anzahl der positiven Tests ist auf den niedrigsten Stand seit Ausbruch des Virus gesunken. Letzte Woche stiegen die Tests nach offiziellen Angaben auf einen Rekordwert von mehr als 120.000. Nur 1,3 Prozent waren positiv. Bis zum Frühjahr lag der Wert wochenlang bei rund 19 Prozent. Nach Ansicht einiger Experten zahlt sich die inländische Strategie aus, was das Infektionsrisiko inzwischen verringert hat.
Schweden folgt seinem eigenen Kurs in der Corona-Krise, die auch im Ausland genau unter die Lupe genommen wird und manchmal scharfe Kritik auslöst. Die Regierung hat von einer Sperrung Abstand genommen und ist stattdessen auf die Eigenverantwortung der Bürger sowie auf Distanzregeln und gutes Hygieneverhalten angewiesen. Die Idee dahinter ist, sich darauf zu konzentrieren, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, da der Erreger immer noch nicht ausgerottet werden kann. Bisher sind in Schweden mehr als 5.800 Menschen gestorben, die positiv auf Coronavirus getestet wurden. Sterblichkeit pro Die Bevölkerung ist damit deutlich höher als in anderen nordeuropäischen Ländern. Gleichzeitig ist es jedoch niedriger als in Italien, Spanien und Großbritannien, wo es Sperren gab.
Vertreter der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben das schwedische Modell als nachhaltig gelobt. Der Leiter der schwedischen Gesundheitsbehörde, Johan Carlson, sagte, dass die nationalen Richtlinien leicht zu verstehen seien und für einen längeren Zeitraum vorgesehen seien. Die Bevölkerung hat sie jetzt verinnerlicht. Das Land hat jetzt die niedrigste Ausbreitungsrate in Skandinavien. In Spanien und Frankreich nehmen die positiven Tests nach Abschluss der Sperrmaßnahmen wieder zu.
„Unsere Strategie war konsequent und nachhaltig. Wir haben wahrscheinlich ein geringeres Ausbreitungsrisiko als andere Länder“, sagte der Epidemiologieprofessor Jonas Ludvigsson vom Karolinska Institutet. Ihm zufolge dürfte Schweden eine höhere Immunität in der Bevölkerung haben als die meisten anderen Länder. „Ich denke, wir nutzen es jetzt“, sagte Ludvigsson.
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