Datenleck zeigt Defizite: Großbanken können Geldwäsche nicht bekämpfen

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Vertrauliche Dokumente des US-Finanzministeriums zeigen erhebliche Probleme im Kampf gegen die internationale Geldwäsche. Laut einem Netzwerk von Journalisten zeigen die Dokumente, dass viele große Banken mit mutmaßlichen Kriminellen Geschäfte machen. Trotz strenger Vorschriften.

Nach Recherchen eines Netzwerks von Journalisten bestehen im Kampf gegen die internationale Geldwäsche nach wie vor erhebliche Defizite. Dementsprechend zeigen Informationen, die am Abend von einem Datenleck des US-Finanzministeriums durchgesickert sind, dass Banken auf der ganzen Welt seit Jahren mit risikoreichen Kunden Geschäfte machen und dies trotz strenger Vorschriften tun akzeptierte mutmaßliche Kriminelle als Kunden und machte Milliarden von Überweisungen für diese. Informationen zufolge meldeten sie diese Prozesse manchmal nur mit viel Zögern und manchmal mit jahrelanger Verzögerung.

Dies ist das Ergebnis einer gemeinsamen Studie mehrerer Medienpartner, die unter dem Namen „FinCEN-Files“ veröffentlicht wurde. Die US-Online-Medien Buzzfeed News teilten die Dokumente mit dem Journalistennetzwerk des ICIJ (International Consortium of Investigative Journalists).

Den Informationen zufolge nahmen 110 Medien aus 88 Ländern an der Suche teil, darunter NDR, WDR, „Süddeutsche Zeitung“ und Buzzfeed News in Deutschland. Laut den beteiligten Medien enthalten die „FinCEN-Dateien“ von 2000 bis 2017 mehr als 2.100 verdächtige Transaktionsberichte. Der Gesamtbetrag der Transaktionen beträgt etwa zwei Billionen US-Dollar, derzeit 1,69 Billionen Euro.

„Das amerikanische Finanzsystem als Maschinenraum für globale Geldwäsche“

Das Netzwerk für Steuergerechtigkeit, das seit Jahren Missbräuche im Kampf gegen die internationale Geldwäsche meldet, war von den festgestellten Defiziten nicht allzu überrascht. Das Datenleck biete „einen schockierenden Überblick über die zentrale Rolle des US-Finanzsystems als Raum für globale Geldwäsche“, sagte Markus Meinzer von der Deutschen Presseagentur. Die Vereinigten Staaten nahmen nach den Kaimaninseln den zweiten Platz im Schattenfinanzindex ein. „Um sich zu verbessern, müssen die USA endlich die Steuerdaten mit dem Rest der Welt austauschen. Europa und Deutschland müssen darauf bestehen.“

Aber in Deutschland gibt es immer noch viel Ärger. „Nach den Cum-Ex- und Wirecard-Skandalen hätte es allen klar werden müssen: Die deutsche Finanzaufsichtsbehörde Bafin scheitert sehr oft und muss überdacht und grundlegend umgebaut werden“, forderte Meinzer. „Wenn das organisierte Verbrechen in die Wirtschaft eindringt und Kleptokraten mit Hilfe westlicher Banken ihre Staaten plündern, sind Freiheit und Demokratie überall bedroht.“ Die Rechtsstaatlichkeit muss endlich ernst werden und die Geldwäsche streng bestrafen.

Deutschland spielt derzeit eine Schlüsselrolle im internationalen Kampf gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung. Denn im Juli übernahm Deutschland über das Bundesministerium der Finanzen für zwei Jahre die Präsidentschaft der Financial Action Task Force (FATF). Nach Angaben des Finanzministeriums handelt es sich um eine internationale Institution, in der die Regierungen der 37 Mitgliedstaaten sowie die Europäische Kommission und der Golf-Kooperationsrat zusammenarbeiten.

Heine Thomas

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