Gerhard Schröder ist in den Aufsichtsrat des russischen Energieriesen Gazprom berufen worden, teilte das Unternehmen am Freitag mit.
Schröder, der von 1998 bis 2005 die sozialdemokratisch geführte Regierung in Deutschland leitete, hat seit seinem Ausscheiden aus dem Amt wegen seiner engen Beziehungen zu Russland, einschließlich einer persönlichen Freundschaft mit Präsident Wladimir Putin, Kontroversen ausgelöst.
Schröder ist vielfach dafür kritisiert worden, dass er den russischen Präsidenten als „überzeugten Demokraten“ bezeichnet.
Die Ankündigung seiner potenziellen neuen Position kam bei einigen deutschen Politikern nicht gut an.
„Das Verhalten von Gerhard Schröder schadet Deutschland“, sagte der CSU-Bundestagsabgeordnete Stefan Müller. Er sagte, alle deutschen Parteien müssten darüber diskutieren, den Altkanzler aus öffentlichen Mitteln zu entfernen. „Wer sich von Autokraten bezahlen lässt, braucht kein deutsches Steuergeld.“
Aufnahme in den Verwaltungsrat voraussichtlich im Juni
Der Ex-Kanzler soll bei seiner Jahrestagung am 30. Juni in Sankt Petersburg in den Verwaltungsrat aufgenommen werden. Schröder hat bereits mehrere Positionen mit Bezug zum russischen Energiesektor inne.
Der 77-jährige Deutsche ist zudem Aufsichtsratsvorsitzender des staatlichen Energiekonzerns Rosneft.
Zu seinen weiteren Positionen gehören der Vorsitzende des Aktionärsausschusses der Nord Stream AG und der Vorsitzende des Vorstands der Nord Stream 2 AG. Beide Positionen betreffen die Gaspipelines, die Russland und Deutschland verbinden, und stehen im Mittelpunkt einer intensiven Debatte auf internationaler Ebene.
Die Gaspipeline Nord Stream 2 ist auch zu einem wichtigen Streitpunkt in den anhaltenden Spannungen zwischen Russland und dem Westen um die Ukraine geworden.
Kritiker der Pipeline, einschließlich der Vereinigten Staaten, argumentieren, dass die Pipelines eine zu große Abhängigkeit Europas von russischem Gas schaffen. Sie befürchten, dass sie benutzt werden könnten, um Druck auf die europäischen Regierungen auszuüben, falls Moskau versucht, in die Ukraine einzudringen.
Spannungen an der ukrainischen Grenze
Russland hat etwa 100.000 Soldaten nahe seiner Grenze zur Ukraine aufgestellt, besteht jedoch darauf, dass es keinen militärischen Einmarsch plant. Schröder warf der Ukraine vor, bei ihrer Reaktion auf Truppen an ihren Grenzen „Schwertgeräusche zu machen“.
Der amtierende Bundeskanzler Olaf Scholz sagte am Mittwoch in einem Interview mit dem öffentlich-rechtlichen Sender ZDF, er habe sich nicht an Schröder gewandt, um sich über den Umgang mit Russland beraten zu lassen, wo Scholz bald Gespräche mit Putin führen werde.
„Ich habe ihn nicht um Rat gefragt und er hat mir auch keinen gegeben“, sagte Scholz. Auf die Botschaft des Ex-Kanzlers angesprochen, antwortete Scholz: „Wenn ich die verfassungsmäßige Ordnung der Bundesrepublik Deutschland richtig verstehe, gibt es nur einen Kanzler. Und das bin ich.“
es/sms (dpa, AFP, AP)
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