Status: 27/11/2020 07:52
Eine nicht weitergegebene Notiz und ein Mitarbeiter, über den es – zumindest in der Öffentlichkeit – keine Informationen gibt: Die Aussage des Verfassungsschutzchefs Müller lässt Fragen unbeantwortet.
Der Leiter des Verfassungsamtes Mecklenburg-Westpommern, Reinhard Müller, hat den Vorwurf zurückgewiesen, seine Behörde habe dem Amri-Untersuchungsausschuss des Bundestages wichtige Informationen vorenthalten. Diese Informationen beziehen sich auf potenzielle Unterstützer des Berliner Weihnachtsmarkt-Angreifers Anis Amri, Kontakte, die zum Berliner Clan-Milieu führen. Müller sagte, die damals zur Verfügung gestellten Informationen seien „nicht überzeugend“.
Die Mitglieder des Ausschusses glauben keinen Informationen von MV
Müller wurde auch nach dem Mitarbeiter gefragt, der diese Informationen im Februar 2017 an seinen Abteilungsleiter weitergegeben hat. Der höchste Verfassungsschutzbeauftragte in MV antwortete, dass er nur in einer geheimen Sitzung weitere Erklärungen abgeben könne. Der Leiter der Einheit wiederum war bereits in einem geheimen Interview mit Zeugen gehört worden. Den Abgeordneten zufolge konnte er nicht definitiv erklären, warum er die Informationen nicht an Ermittler oder das Bundesamt für den Schutz der Verfassung weitergab. Sein Mitarbeiter hielt die Informationen für glaubwürdig und gab sie zwei Jahre später, im Jahr 2019, an andere Vorgesetzte und Vertreter der Bundesbehörden weiter.
Müller muss noch einmal aussagen
Reinhard Müller ist als Leiter der Agentur dem Parlament gegenüber rechenschaftspflichtig. Und das Parlament – das Amri-Untersuchungskomitee – wollte Antworten. Aber Zeugen schätzten, dass Müller das Verhör direkt blockierte. Ungewöhnlich respektlos und ein Frontalangriff auf die parlamentarische Kontrolle, ebenso wie die Reaktion der Abgeordneten auf das Erscheinen von Reinhard Müller. Er bestritt fast jede Frage und wies darauf hin, dass er keine Erlaubnis hatte, vom Innenministerium auszusagen. Die Argumentation, dass er die Referenz als „nicht überzeugend“ betrachtete, reichte den Abgeordneten nicht aus. Und weil Müller die meisten Fragen nicht beantwortete, wurde er zusammen mit dem Innenminister Thomas Lenz und dem inzwischen zurückgetretenen Minister Lorenz Caffier – beide CDUs – erneut zum 10. Dezember vorgeladen.
Zwölf Menschen getötet
Der Attentäter Anis Amri hat am 19. Dezember 2016 in Berlin einen Lkw-Fahrer erschossen und auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz elf weitere Menschen mit dem entführten Lkw getötet. Nach seiner Flucht über Frankreich wurde er wenig später in Italien von der Polizei erschossen.
Umstrittene Informationen werden nicht weitergegeben
Im Februar 2017 – wenige Wochen nach Amris Terroranschlag – teilte ein Geheimagent für den Schutz der Verfassung in Mecklenburg-Vorpommern der islamischen Szene den Verfassungsschutzbeauftragten mit, dass eine arabische Familie aus Berlin-Neukölln den Attentäter verklagt und lieferte Informationen für die mörderische Tat. fuhr ihn nach dem Angriff in einem Auto aus der Stadt. Die explosiven Informationen des Geheimagenten wurden zu diesem Zeitpunkt nicht an die Staatsanwaltschaft weitergegeben.
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