Der Sieg der rechtsextremen Führerin Giorgia Meloni bei den italienischen Wahlen hat in Deutschland heftige Reaktionen ausgelöst, wobei führende Politiker mehrerer Parteien das Ergebnis als besorgniserregend bezeichnen.
Mit Ausnahme der rechtsextremen Partei AfD, die dem gesamten rechten Wahlbündnis gratulierte, waren alle großen deutschen Parteien besorgt über den Erdrutschsieg der Mitte-Rechts, insbesondere der Sozialdemokraten, die den Konservativen aus dem Weg räumen Europäischen Volkspartei (EVP) im Europäischen Parlament für ihre Unterstützung von Silvio Berlusconis Forza Italia.
„Heute ist ein bitterer Tag für alle, die ein starkes und demokratisches Europa wollen. Mit ihrem Wahlsieg stehen die Neofaschistin Meloni und das von ihr geführte Rechtsbündnis in Italien an der Schwelle zur Macht“, sagte Achim Post, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion.
Andere Parteifunktionäre haben ebenfalls Bedenken geäußert, wobei der Co-Vorsitzende der Grünen, Omid Nouripour, sagte, das Rechtsbündnis habe „sehr enge Verbindungen zum Kreml“.
So hätten die Politiker wohl gestern Abend „in Moskau Staus gesprengt“, um den Erfolg der rechten Wahlkoalition zu feiern.
Die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments und ehemalige deutsche Justizministerin Katarina Barley warnte sogar davor, dass Melonis Rolle als Premierminister „nach dem Vorbild von Victor Orbán und Donald Trump“ aussehen würde, sagte der sozialdemokratische Politiker.
Die SPD griff auch den konservativen EVP-Vizevorsitzenden Post an und sprach von einem „historischen politischen und moralischen Versagen der Europäischen Volkspartei unter Manfred Weber, weil sie diesen rechten Vormarsch in Italien mit vorangetrieben habe“.
Er beschuldigte auch die Führer der konservativen CDU und der bayerischen CSU in Deutschland, sich nicht gegen Italiens Mitte-Rechts ausgesprochen zu haben und „sich einem von Neofaschisten geführten rechten Bündnis anzunähern“.
EVP-Chef Manfred Weber, ebenfalls CSU-Mitglied, unterstützte Berlusconis Bündnis mit Meloni offen und sagte am Samstag, seine Partei sei „zutiefst europäisch“.
Doch nach wochenlangem Schweigen hat sich Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder endlich gegen Berlusconi ausgesprochen – und damit die Position seines Parteikollegen Weber untergraben.
„Wir haben immer deutlich gemacht, dass wir eine Brandmauer gegen rechtsradikale neofaschistische Gruppierungen aufbauen, das ist auch die vorherrschende Meinung innerhalb der CSU“, sagte Söder am Montag nach dem CSU-Spitzentreffen in München.
Nach Süddeutsche Zeitung, Weber wurde von seiner eigenen Partei heftig kritisiert, Söder nannte seine Unterstützung für Berlusconi einen „strategisch schweren Fehler“.
(Oliver Noyan | EURACTIV.de)
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