D.Das Parlamentsbüro von Marco Bülow befindet sich noch immer im Paul-Löbe-Haus neben den Büros vieler anderer SPD-Politiker. Aber Bülow ist mit seiner vorherigen Party fertig. Schließlich im Jahr 2018, als er die Partei und die Fraktion verließ, aber eigentlich dafür. Bülow distanzierte sich jahrelang von der etablierten Politik und lehnt sie nun tatsächlich ab. Jetzt macht er den nächsten konsequenten Schritt: Er wird Mitglied von ‚The Party‘, das 2004 von den Herausgebern des satirischen Magazins ‚Titanic‘ gegründet wurde.
Parteivorsitzender ist Martin Sonneborn, ebenso wie Nico Semsrott, Mitglied des EU-Parlaments. Die Partei und ihre Vertreter machen wiederholt auf satirische Äußerungen und Handlungen aufmerksam, die von vielen Menschen auch als lediglich unpolitisch oder sogar demokratieschädlich angesehen werden. Sie bittet darum, die Mauer zwischen Ost- und Westdeutschland wieder aufzubauen oder die Gehälter der Fahrer an die BH-Größe anzupassen. Erst kürzlich kommentierte „The Party“ Friedrich Merz ‚Vorwurf, er müsse von der Parteistiftung als CDU-Vorsitzender auf Twitter verhindert werden, mit den Worten: „Langzeitschaden an Corona, Beispiel 1: Hirnschaden.“ Aufgrund der Plakate „Killing Nazis“ und „A Neonazi Can Here Hang Here“ griff die Staatssicherheit ein.
Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb ist die Party ziemlich erfolgreich, besonders mit jungen Leuten. Bei den Bundestagswahlen 2013 erhielt sie nur 0,2 Prozent der Stimmen, 2017 waren es 1 Prozent und bei den Europawahlen 2,4 Prozent, was rund 900.000 Stimmen entspricht. In Berlin und Nürnberg beispielsweise erhielt die Partei mehr Stimmen als die FDP. In einigen Teilen Hamburgs war es erfolgreicher als die CDU. Unter den ersten Wählern war sie mit neun Prozent die drittstärkste Kraft. „The Party“ hat jetzt ungefähr 47.000 Mitglieder – mehr als die AfD. Auf kommunaler Ebene hat die Partei mehr als 200 Sitze und kann nächstes Jahr das Berliner Repräsentantenhaus passieren.
Jetzt ist „The Party“ sogar im Bundestag durch Bülow vertreten. Sonneborn versicherte in einem Interview mit der Zeitung „Frankfurter Rundschau“, dass „Die Party“ für „zweifelhafte Oppositionspolitik“ stehen werde. “ Die Partei ‚ist und bleibt ein Angebot für diejenigen, die nicht mehr für eine Partei stimmen können. „Für die nächsten Bundestagswahlen wollen sie zwei Dutzend Wissenschaftler auf die Topliste setzen, ‚über eine Gruppe unbeabsichtigter Klimaforscher‘.
Nichtwähler zurückgewinnen
Was will Bülow mit dieser Party? Er sagt, er sei kein Satiriker. Es gibt jedoch Parallelen zwischen seinem politischen Ansatz und dem seiner neuen Partei, nämlich dass beide gerne einen Finger in die Wunde stecken würden. Der 49-jährige Bülow ist seit 2002 Mitglied des Bundestages. Zuletzt gewann er 2017 das SPD-Direktmandat in Dortmund. Bülows ständige Kritik ist seit Jahren, dass Lobbygruppen und Unternehmen zu viel Einfluss auf Politiker haben. Er fordert deutlich drastischere Klimaschutzmaßnahmen.
Als nicht angeglichener Abgeordneter hatte Bülow Anspruch auf eine Redezeit im Bundestag, deutlich mehr, als die SPD-Fraktion ihm erlauben würde. Bülow nutzte seinen Auftritt für wütende Anklagen gegen die anderen Abgeordneten. Er sieht sich als unabhängiger, unerschütterlicher Politiker, der sich nur dem Willen der Wähler verpflichtet. Bereits 2010 schrieb er das Buch „Wir Abnicker“, in dem er die Arbeit vieler Abgeordneter kritisierte. Frühere Gruppenkollegen beschrieben Bülow als Unruhestifter und schwierigen Charakter. Niemand bereute seine Abreise.
Bülow ist ab sofort im nächsten Jahr in Dortmund für ‚The Party‘ für den Bundestag erhältlich. „Die Partei“ schafft es, Menschen für Politik zu interessieren, die tatsächlich schon ausgeschaltet sind, sagte er jetzt der „Frankfurter Rundschau“. „Es ist eine sehr wichtige Rolle außerhalb jeder Satire.“ Viele Menschen, die für die SPD stimmen würden, gingen nicht zu anderen Parteien, stimmten aber meistens überhaupt nicht. „Die Nichtwähler sind nicht unpolitisch, sie haben einfach niemanden, der sie vertritt.“
Seit dem Austritt aus der SPD ist Bülow von der gesamten Parteiinfrastruktur abgeschnitten. Er war allein. Da „Die Partei“ keinen Fraktionsstatus mit nur einem Abgeordneten hat, wird dies auch so bleiben. Jetzt hat er jedoch die Unterstützung einer wachsenden satirischen Partei hinter sich.
Wannabe Internet-Spezialist. Alkohol-Nerd. Hardcore-Kaffee-Anwalt. Ergebener Twitter-Enthusiast.
+ There are no comments
Add yours