„Die deutsche Atomembargophase hatte es eilig“: Ungewöhnliche Idee: Ehemaliger Atomgegner will mit einem Atomkrafttrick den Klimakollaps verhindern
E Sonntag, 20.09.2020, 7:41 Uhr
Die Kernenergie galt lange Zeit als das ultimative feinkörnige Bild der Umweltbewegung. Jetzt sagen die sogenannten „Öko-Modernisten“: Mit der nuklearen Störung in Deutschland entfernen Sie sich weiter von den Klimazielen als dort. Ein Wissenschaftler und ehemaliger nuklearer Gegner erklärt, warum ein Klimakollaps nur mit Kernkraftwerken verhindert werden kann.
Wenn Sie an Umweltschutz und Klimawandel denken, fallen Ihnen normalerweise Solarzellen, Windkraftanlagen oder Greta Thunberg ein. Mit Protesten, politischen Gesprächen und anderen Aktionen erinnern uns die Klimabewegungen weiterhin daran, dass wir die globale Erwärmung stoppen müssen, um nicht in eine höllisch heiße Zeit zu geraten. Wahrscheinlich die beliebteste Lösung für das Problem: Ausbau der regenerativen Energien zugunsten von Kohle- oder Kernkraftwerken. Die Kernenergie galt lange Zeit als das ultimative feinkörnige Bild der Umweltbewegung.
Dies kann sich bei den sogenannten „Öko-Modernisten“ ändern. Sie betrachten Industrialisierung, Globalisierung und Modernisierung als untrennbare Elemente des Klimaschutzes. „Atomkraft, nein danke“ Aufkleber werden nicht in ihren Autos gefunden. Stattdessen sind die Befürworter der neuen Umweltbewegung zuversichtlich, dass die Kernenergie eine entscheidende Rolle im Kampf gegen den Klimawandel spielt.
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„Mit Abschluss der Nuklearphase entfernen Sie sich weiter von den Klimazielen als dorthin.“
Anna Veronika Wendland ist eine dieser neuen Atomkraftsparerinnen. Nach jahrelanger Erforschung von Kernkraftwerken ist der Technologiehistoriker überzeugt, dass der Austritt Deutschlands aus der Kernenergie voreilig und unüberlegt ist. In einem Interview mit FOCUS Online sagt sie: „Die Entscheidung, Kernkraftwerke abzuschalten, wurde zum Zeitpunkt der Reaktorkatastrophe in Fukushima getroffen. Es war eine emotionale Situation, jetzt ist die Situation anders.“
Für Wendland ist eines sicher: Damit Deutschland seine Klimaziele erreichen kann, müssen lokale Kernkraftwerke bis mindestens 2030 weiter betrieben werden. Denn derzeit regenerative Energieformen wie Wind- oder Sonnenenergie sind noch nicht für die Stromversorgung im ganzen Land geeignet. „Am Ende der Nuklearphase entfernen Sie sich weiter von den Klimazielen als dorthin“, sagt der Technologiehistoriker. Grundsätzlich ist es nicht gegen erneuerbare Energien. Derzeit fehlten jedoch die dringend benötigten langfristigen Reserven für windabhängige Wind- und Sonnenenergie. Es ist nicht vorhersehbar, dass sie bald verfügbar sein werden.
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„Erneuerbare Energien gelten als unverständlich“
„Die Kernenergie ist sicher, zuverlässig, vorhersehbar und CO2-arm. In der Dunkelheit und Ruhe benötigen sie dringend erneuerbare Energie als Backup“, sagt Wendland. Aufgrund ihrer hohen Emissionen. Diese Energieformen sind wesentlich umweltschädlicher als ihr Atomäquivalent. „Anstatt Kernkraftwerke mit der gleichen Kapazität aus dem Netz zu nehmen, würde dies eine jährliche CO2-Einsparung von 55 bis 76 Millionen Tonnen bedeuten. „Eines ist klar: Während ein Kernkraftwerk in Deutschland 2022 stillgelegt wird, wird das Kohle-Gegenstück bis 2038 weiter betrieben.“
Andere Aspekte sprechen auch den 54-Jährigen für einen Verbleib in der Kernenergie an. „Erneuerbare Energieformen haben einen weichen, ruhigen und bescheidenen Ruf, während die meisten Menschen Kernenergie mit geringer Strahlung und dem Risiko von Atomkatastrophen in Verbindung bringen“, sagt sie. Anscheinend ein Fehler: Laut Technologiehistoriker würde das Netz für erneuerbare Energien deutlich mehr Platz beanspruchen als Kraftwerke.
„Das Kernkraftwerk Isar-2 erzeugte 2019 nur 12 Terawattstunden Strom“, sagt Wendland. In Zahlen entspricht dies etwa 30 Einheiten des größten deutschen Windparks Holtriem, nämlich. etwa 3.300 Turbinen. Laut dem 54-Jährigen ist die biologische Vielfalt auch durch den großen Platzbedarf gefährdet. „Ich bin eigentlich nicht gegen den rationellen Einsatz erneuerbarer Ressourcen, aber in einem solchen Ausmaß hat jemand Bedenken hinsichtlich des Naturschutzes“, erklärt sie.
Die Gelehrte ist ihrer Meinung nach nicht allein. Einer der prominentesten Befürworter der These, dass Kernenergie das Klima retten kann, ist Microsoft-Gründer Bill Gates. Der Milliardär schrieb 2018 in einem Brief an seine Mitarbeiter: „Die Kernenergie ist ideal, um dem Klimawandel entgegenzuwirken, da sie die einzige skalierbare Energiequelle ohne CO2 ist, die 24 Stunden am Tag verfügbar ist.“ Die Tatsache, dass Gates sich für Atomkraft einsetzt, sollte nicht ganz selbstlos sein: Mit seiner Firma „TerraPower“ untersucht er unter anderem neue Kernreaktoren.
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An die Atomkraft gebunden: teuer, gefährlich und eine Blockchain für erneuerbare Energien
Ist die Kernenergie unser Ticket für eine klimafreundliche Zukunft? Nein, sagen Kritiker von Öko-Modernisten. Sie führen eine Vielzahl von Argumenten an: hohe Kosten, fehlende Lager und Blockaden in der technologischen Entwicklung.
Fakt ist: Kernkraftwerke haben eine maximale Lebensdauer von rund 40 Jahren, die restlichen sechs deutschen Kernkraftwerke sind jetzt zwischen 31 und 34 Jahre alt. Dies bedeutet, dass die Wartung von Kernkraftwerken zu teuren Reparaturen und Rekonstruktionen führen wird. Ein Bericht des Massachusetts Institute of Technology (MIT) zeigt, dass die Kosten der Kernenergie ein grundlegendes Problem darstellen. Das beste Beispiel ist unser Nachbarland Frankreich: Laut einem Bericht von „Welt“ Der Reaktorbetreiber EDF (Electricité de France) schätzte die Kosten für die Aufrüstung der 58 Reaktoren dort auf rund 50 Milliarden Euro.
Und auch die Frage: Was tun mit Atommüll? wurde noch nicht ausreichend geklärt. Der Bundesverband für Endkonservierung prognostiziert bis 2080 rund 10.500 Tonnen radioaktiven Abfall, was laut Quarks rund 27.000 Kubikmeter entspricht. Darüber hinaus würden 300.000 Kubikmeter Abfall mit geringer oder mittlerer Intensität emittiert. Auch wenn der Abfall laut Wendland „kompakt, gut erhalten und gut erhalten“ ist, gibt es derzeit keine Lagerung. Radioaktive Strahlung ist immer noch ein Umwelt- und Gesundheitsrisiko.
Dies wirft einen weiteren kritischen Punkt der These „Atomkraft für das Klima“ auf Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Die Studie befasst sich mit den Folgen von Investitionen in die Kernenergie. Dem Bericht der Forscher zufolge ist es nicht nur unnötig, sich auf die Kernenergie zu verlassen, um die globale Erwärmung zu stoppen, sondern auch kontraproduktiv. Unter anderem, weil es „die Entwicklung anderer, billigerer Energieformen behindert“. Das Institut weist darauf hin, dass Ressourcen für Forschung und Entwicklung sowie internationale finanzielle Unterstützung eher in erneuerbare Energien oder Speichertechnologien als in den Fortbestand von Kernkraftwerken investiert werden sollten.
Wendland war anti-nuklear: „Ich kenne beide Seiten der Kluft“
Wendland kann Gegner der Atomkraft verstehen. Im Gegenteil, es hat die Kernenergie nicht immer geschützt. In den 1980er Jahren ging es gegen die Atomkraft auf die Straße. „Ich kenne beide Seiten des Risses“, sagt sie. Die Meinung der 54-Jährigen hat sich jedoch aufgrund ihrer Forschung in verschiedenen Kernkraftwerken geändert. „Die mittlerweile außerordentlich ausgefeilte Sicherheitskultur und strenge Aufsicht dort hat mich überzeugt. Es ist die einzige Form der Stromerzeugung, bei der Abfälle vor Ort vorübergehend gelagert, gezählt und gewogen werden“, sagt der Wissenschaftler.
Schließlich ist für Wendland eine „umsichtige Abwägung von Chancen und Risiken“ unabdingbar. Sie befürwortet eine hybride Lösung: „Im Kampf gegen die Klimakrise können Kernkraftwerke die Versorgungsbasis bilden und als Reserve für erneuerbare Energien fungieren“, sagt sie. Für den Technikhistoriker ist die Klimakrise letztendlich gefährlicher als die Kernenergie.
Die Internationale Energieagentur (IEA) hat untersucht, wie viel Kernenergie tatsächlich zur Rettung des Klimas beitragen kann. Um die globale Erwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, müssen die globalen Emissionen bis 2050 von etwa 37 Milliarden Tonnen auf unter 5 Milliarden Tonnen gesenkt werden. Die Kernenergie würde nur fünf Prozent beitragen. „Auch dafür müssten rund 1.000 Kernkraftwerke gebaut werden“, sagte Manfred Fischedick vom Wuppertaler Institut für Klima, Umwelt und Energie. „Süddeutsche Zeitung“ 2019
Der Einsatz von Kernenergie im Kampf gegen die globale Erwärmung bleibt vor allem eines: höchst umstritten.
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