Wales: Wie ein alter Fernsehsender das Internet eines ganzen Dorfes abschaltete

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Eineinhalb Jahre lang hatten die Menschen des 400-köpfigen Dorfes Aberhosan in West Wales mit Internetproblemen zu kämpfen. Jeden Morgen um sieben Uhr stoppte das Netzwerk dort oder fiel vollständig aus. Der britische Internetanbieter Openreach schickte weiterhin Techniker nach Aberhosan, um die DSL-Leitung zu steuern. Aber monatelang suchten die Mitarbeiter vergeblich nach dem Problem.

Selbst nachdem einige Kupferleitungen vollständig ersetzt worden waren, verbesserte sich die Situation nicht. „Wir waren enttäuscht und verzweifelt, weil wir das Problem mit unseren Kunden nicht beheben konnten“, sagte Openreach unter Berufung auf den verantwortlichen Techniker. in einem Blogbeitrag„Aber auch entschlossen, das Ende der Ausgabe zu erreichen.“

Schließlich schickte das Unternehmen ein Expertenteam ins Dorf. Ingenieure waren aus ganz Großbritannien angereist, um die Ursache des Problems zu finden. Sie mussten die Nacht in Llandrindod Wells, 55 Meilen entfernt, in Zelten auf der Wiese eines Gästehauses verbringen, weil es während der Kronpandemie keinen anderen Schutz für sie gab. Ausgestattet mit einem Spektrumanalysator laufen Techniker um sechs Uhr morgens bei starkem Regen durch Aberhosan, um die Frequenzen elektromagnetischer Störungen zu messen. Erfolgreich: Das Messgerät traf genau um sieben Uhr in der Nähe eines Hauses.

Wenn das Modem die Notbremse zieht

Interferenzfrequenzen kamen aus einer Wohnung, in der die Bewohner wie jeden Morgen ihre alten Röhrenfernseher eingeschaltet hatten. Nach Angaben des Telekommunikationsunternehmens wurde die DSL-Störung durch einen elektromagnetischen Impuls verursacht, der von der Kathodenstrahlröhre des Fernsehgeräts ausgeht. Als das Team den Fernsehbesitzern mitteilte, dass ihre Sehgewohnheiten das gesamte Breitbandnetz einer ganzen Stadt lahmlegten, schämten sie sich und stimmten sofort zu, das Gerät auszuschalten und nie wieder zu verwenden.

Roland Bless vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hält dies alles für durchaus möglich. In einem Interview mit SPIEGEL sagt der Wissenschaftler: „Ein sehr starker elektromagnetischer Impuls kann das DSL-Netzwerk stören, auch wenn es nur kurz ist.“ Wenn ein Kabelpaket mit vielen Teilnehmerleitungen abgefangen wird, sind möglicherweise mehrere Familien betroffen. „Shine“ (Single Impulsive Noise High Level) ist der Name des Phänomens auf Englisch.

Laut dem KIT-Forscher ist das langsame Internet nach einem elektrischen Impuls auf DSL-Modems zurückzuführen, die ständig die Qualität der Leitung überprüfen. „Wenn ein Fehler wiederholt auftritt, verwenden die Geräte leistungsfähigere Übertragungsmethoden“, sagt Bless. Die Modems reduzieren dann die Bandbreite, um Platz für eine bessere Fehlerkorrektur zu schaffen – oder versuchen, die Verbindung wiederherzustellen.

Laut Roland Bless ist die Tatsache, dass im Fall von Wales ein ganzes Dorf sofort betroffen ist, wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass in diesem Fall viele Familien in einer Linie verbunden sind. „In einer großen Stadt wird wahrscheinlich nur ein kleineres Gebiet betroffen sein.“

Fernseher meist gut gesichert und geschützt

Theoretisch könnten solche Störungen auch in Deutschland auftreten. Die Ausrüstung, die Sie hier kaufen, ist normalerweise gut gesichert und geschützt. Dies gilt auch für Röhrenfernseher. Die meisten elektromagnetischen Impulse kamen von Maschinen mit großen Elektromotoren wie Kreissägen, sagt Blessing. Defekte Geräte können aber auch solche Impulse senden. „Manchmal reicht eine kleine Menge Funken, wie z. B. Gleitkontakte an Elektromotoren, aus, um einen Fehler zu erzeugen.“

Wer in der Nachbarschaft elektromagnetische Strahlung vermutet, die sich unter anderem auf die Internetleistung auswirkt, kann sich an das Bundesnetzamt wenden. In solchen Fällen betreibt die Behörde einen Funkempfang und beschäftigt Techniker mit Mess- und Verfolgungswerkzeugen, um die Störquellen zu finden. Im vergangenen Jahr hat die Bundesnetzagentur nach ihren Angaben fast 4.000 Funkinterventionen, darunter 534 DSL-Interventionen, genehmigt.

Auf Anfrage teilte ein Sprecher SPIEGEL mit, dass die meisten bearbeiteten Fälle durch beschädigte Stromversorgungen verursacht wurden, die Störimpulse in das Stromnetz einspeisten oder ausstrahlten. „Dies kann dazu führen, dass beschädigte DSL-Router in der indirekten Umgebung synchronisiert werden und keine Verbindung hergestellt wird oder nur eine reduzierte Übertragungsgeschwindigkeit verfügbar ist.“ Es gab aber auch DSL-Ausfälle von leistungsstarken elektrischen Geräten wie Aufzügen.

In Aberhosan müssen sich die Bürger bald keine Sorgen mehr über DSL-Interventionen machen. Da das Dorf in diesem Jahr an das Glasfasernetz angeschlossen wird, hat der Netzbetreiber angekündigt. Vorteil: Lichtwellenleiter sind unempfindlich gegen äußere Störungen durch elektromagnetische Wellen. Und sie bieten auch mehr Bandbreite.

Hinweis: Informationen des Bundesnetzes wurden geklärt.

Ikone: Spiegel

Jochen Fabel

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